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UNTERNEHMEN  Fonds   ZERTIFIKATE  rohstoffe   Lebensart   AKTIEN & MÄRKTE Mit kurzlaufenden Anleihen unschöne Überraschungen vermeiden Von Jörn Schiemann Selbst im Niedrigzinsumfeld bieten Anleihen Vorteile gegenüber anderen Anlageformen: Kapitalerhalt und klar kalkulierbare Erträge sind sicher, solange Anleger einige Grundregeln beachten. Jörn Schiemann Leiter Privatkunden und Anlageproduktebei der IKB Deutsche Industriebank AG – zuständig für die IKB-Wertpapiere Anleihen gelten als sicherer Hafen für Anleger und erfreuen sich daher neuerlich, spätestens aber seit dem turbulenten Jahreswechsel großer Beliebtheit. Kein Wunder in Zeiten stark schwankender Aktienkurse: Zwar bieten solide eingestufte Anleihen nur noch vergleichsweise geringe laufende Erträge, dafür ist die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals zu einem festgelegten Zeitpunkt relativ sicher und sorgt für ein hohes Maß an Planungssicherheit. Damit Anleger von den positiven Eigenschaften der Anleihen uneingeschränkt profitieren, müssen sie allerdings die Funktionsweise der Papiere verstehen und im Blick behalten. Die Garantie für eine vollständige Rückzahlung zum Nennbetrag besteht nur, wenn die Anleihen bis zur Fälligkeit gehalten werden – die Bonität der Emittentin vorausgesetzt. Während der Laufzeit kann der Kurs einer Anleihe dagegen mehr oder weniger deutlich schwanken. Das hat mehrere Konsequenzen: Veräußern Anleger eine Anleihe während der Laufzeit, können zum einen Kursgewinne, aber auch -verluste entstehen. Letztere können dabei durchaus höher ausfallen als die erwirtschafteten Zinserträge. Zum anderen hat der Kurs Einfluss auf die erzielbare Rendite: Wer während der Laufzeit eine Anleihe zu einem Kurs über dem Nennwert erwirbt, sollte einen Wertverlust bis zum Laufzeitende einkalkulieren. Anleger sollten zudem berücksichtigen, dass sich der Kupon auf den Nennwert bezieht, der aufgrund möglicher Kursschwankungen vom eingesetzten Kapital abweichen kann. Das Zusammenspiel von Kupon, Kurs und Rendite ist daher von zentraler Bedeutung für jeden Anleger, der Anleihen nicht ausschließlich bei der Emission zum Nennwert kauft und in jedem Fall bis zur Fälligkeit halten will. Denn nur wenn Anleihen bei der Emission gekauft werden, entspricht die jährliche Rendite immer dem Kupon der Anleihe. Die Faustregel für dieses Zusammenspiel ist, dass mit der Laufzeit auch mögliche Kursschwankungen zunehmen; und damit auch die Schwankungen der erzielbaren Rendite. Bonitätsveränderungen des Emittenten einmal ausgeklammert, beeinflussen vor allem die Restlaufzeit und das Marktzinsniveau die Kursentwicklung. Steigt letzteres, und mit ihm die Kupons neu herausgegebener Anleihen, so werden niedriger verzinste laufende Papiere vergleichsweise unattraktiv. Ihr Kurs sinkt, im Regelfall bis der geringere Kupon über den Kursabschlag kompensiert ist. Zwar rechnet derzeit niemand mit einem raschen und deutlichen Anstieg des Zinsniveaus; die Notenbanken dürften weltweit vorerst auf Krisenmodus bleiben. Dennoch ist gerade das langfristige Renditeniveau in Deutschland zu niedrig und spiegelt negative Erwartungen hinsichtlich des zukünftigen Konjunktur-und Inflationsverlaufs der Euro-Zone; eine Rendite von 0,2 Prozent auf zehnjährige Bundesanleihen ist nur bei einer erwarteten Rezession beziehungsweise Deflation fundamental gerechtfertigt. Sobald sich die Meinung durchsetzt, dass es nicht ganz so schlimm kommen wird, dürften die Renditen steigen. Kolumne 21 BÖRSE am Sonntag · 09/1 6


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