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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 09

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Einfach systematisch in echte Werte investieren Bruno Poulint CEO und Mitgründer von Ossiam Auf Basis der vom US-Ökonomen und Nobelpreisträger Robert Shiller entwickelten CAPE®-Ratio lassen sich günstig bewertete Sektoren des Aktienmarkts im Voraus identifizieren. Eine auf dieser Grundlage entwickelte systematische Value-Strategie kann bessere risikobereinigte Renditen liefern. Bewertungen stellen für viele Anleger ein wesentliches Kriterium für die Auswahl von Aktien dar. Gerade wenn die Märkte stark schwanken und die Richtung an den internationalen Börsen unklar ist, bieten günstig bewertete Titel einen gewissen Schutz vor allzu ausgeprägten Verlusten. Doch welcher ist der geeignetste Indikator, um die defensive Natur bestimmter Aktien am besten zu greifen? Eine der am weitesten verbreiteten Kennzahlen zur Beurteilung von Aktien ist das klassische Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV – englisch Price/Earnings Ratio, kurz: PE), das den aktuellen Aktienkurs ins Verhältnis zum Unternehmensgewinn pro Aktie setzt. Dafür kann der letzte vom Unternehmen gemeldete Gewinn herangezogen oder aber – weitaus häufiger – der von Analysten erwartete Gewinn für eines oder mehrere der kommenden Quartale. Allerdings liegen die Analysten mit ihren Schätzungen nicht immer richtig, sodass ein darauf basierendes KGV falsche Signale liefern kann. Kurzfristig sind die Gewinne zudem ohnehin häufig erheblichen Schwankungen unterworfen und hängen stark von Geschäfts- und Konjunkturzyklen ab. Um echte Werte zu erkennen, solche also, von denen anzunehmen ist, dass sie unterhalb ihres fairen, fundamentalen Werts notieren, ist ein genauerer Blick erforderlich. Einen so einfachen wie überzeugenden Ansatz für eine weniger zyklische Betrachtungsweise hat der US-Ökonom und Nobelpreisträger Robert Shiller bereits 1988 entwickelt: die CAPE®-Ratio. CAPE® steht dabei für Cyclically Adjusted Price Earnings, also ein konjunkturbereinigtes KGV. CAPE® berücksichtigt nicht nur den Gewinn des jeweiligen Unternehmens eines Jahres. Vielmehr setzt es den aktuellen Wert eines Aktienportfolios ins Verhältnis zum inflationsbereinigten Durchschnitt der Gewinne aller enthaltenen Einzelwerte aus den vorangegangenen zehn Jahren, um so die Effekte von Geschäftszyklen auszublenden. Das Ergebnis ist ein geglättetes KGV, das für langfristig orientierte Investoren besser geeignet ist. Tatsächlich deuten hohe CAPE®-Werte nämlich regelmäßig auf eine schwache Wertentwicklung in den folgenden Jahren. Das gilt sowohl bei einer Betrachtung des Gesamtmarkts als auch für einzelne Sektoren, wie Shiller zeigen konnte. Dieser Zusammenhang lässt sich nutzen, um eine valueorientierte Sektor-Rotations-Strategie zu BÖRSE am Sonntag · 05/17 Gastbeitrag 28


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