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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 40

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Megatrend E-Mobilität: Wer könnte verlieren, wer profitieren? Auf deutschen Straßen sind Elektroautos noch die Ausnahme. Doch der Anteil elektrisch betriebener Fahrzeuge an den Neuzulassungen steigt – in Deutschland wie in vielen anderen Ländern weltweit. Ein Trend, der sich fortsetzen dürfte. In China genießt der Technologiewechsel in der Automobilbranche hohe Priorität, andere Staaten wie Frankreich oder Großbritannien haben bereits angedeutet, den Verkauf konventioneller Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ab dem Jahr 2040 verbieten zu wollen. Elektromobilität ist nicht zuletzt aus ökologischen Gründen vielerorts politisch gewollt, wenngleich die Umweltbilanz eines EAutos heute noch immer schlechter ist als die eines Autos mit Verbrennungsmotor – Skepsis hinsichtlich dieser Entwicklung scheint also angebracht. Viele Marktteilnehmer gehen aktuell davon aus, dass alternative Antriebe wie beispielsweise Brennstoffzellentechnologie oder eben der Elektromotor den klassischen Verbrennungsmotor über kurz oder lang ablösen werden. Sollte sich das Konzept der Elektromobilität durchsetzen, erwartet die Deutsche Bank, dass elektrisch betriebene Fahrzeuge bis 2030 bereits rund 30 Prozent des globalen Automarktes ausmachen könnten. Eine solche Entwicklung hätte tief greifende Umwälzungen in vielen Wirtschaftsbereichen zur Folge – von denen nicht alle Sektoren gleichermaßen profitieren BÖRSE am Sonntag · 40/17 Kolumne 22 dürften. Herausforderungen für Autoindustrie und Energiebranche Für Teile der Energiebranche beispielsweise könnte der Trend des elektrischen Antriebs Gegenwind bedeuten – schließlich dürfte die Abkehr vom Verbrennungsmotor die Nachfrage nach Benzin und damit die Preise für Rohöl sinken lassen. Auch die klassischen Autohersteller, die aktuell einen Großteil ihres Gewinns mit Verbrennungsmotoren generieren, dürften zunächst eher zu den Verlierern des Elektrobooms gehören: Denn um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten sie zumindest einen Teil ihrer Produktionsanlagen und -infrastrukturen auf die Herstellung von Elektrofahrzeugen umstellen, deren Produktion sich zum Teil deutlich vom Bau eines herkömmlichen Fahrzeugs unterscheidet. Im sogenannten After-Sales-Geschäft, also bei Reparaturen oder beim Verkauf von Ersatzteilen, könnten den Autobauern ebenfalls Erlöse wegbrechen. Anders als Autos mit Verbrennungsmotor verfügen Elektrofahrzeuge nämlich über wesentlich weniger bewegliche Teile – der Wechsel von Zahnriemen und viele andere Wartungsarbeiten entfallen daher. Insgesamt gehen Experten davon aus, dass die Wartungskosten eines „Stromers“ rund 35 Prozent unter denen ihrer kraftstoffbetriebenen Pendants liegen könnten. Ulrich Stephan Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank


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