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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 48

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART „Steigende Aktienkurse über 2018 hinaus“ Foto: © Carso80 - Shutterstock.com Seit fast neun Jahren geht es an den Aktienmärkten bergauf. Auch 2017 dürften viele Indizes zweistellig im Plus liegen. Die Ängste, dass ein Rücksetzer bevorstehen könnte, mehren sich. Angesichts der immer größeren Fallhöhe an den Märkten bat die BÖRSE am Sonntag Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, um seine Einschätzungen. BÖRSE am Sonntag: Herr Dr. Stephan, die Börsen boomen. Wie lange geht das noch gut? Dr. Ulrich Stephan: Der Aufschwung kann sich im nächsten Jahr durchaus fortsetzen und möglicherweise sogar über 2018 hinaus. Das Weltwirtschaftswachstum dürfte 2018 mit knapp vier Prozent ähnlich hoch und solide ausfallen wie in diesem Jahr. Der Welthandel belebt sich, die Investitionsausgaben in den Industrie- und Schwellenländern nehmen zu – das alles sind gute Voraussetzungen für steigende Kurse. Positiv erscheint mir auch, dass die Kurse inzwischen hauptsächlich von den Unternehmensgewinnen getrieben werden. Selbst wenn die Bewertungen etwas zurückgehen sollten, bleiben Aktien damit interessant. Ich bevorzuge derzeit zyklische Sektoren wie Technologie, Finanzen, Industrie und zyklischer Konsum. BÖRSE am Sonntag: Auf welche Länder und Regionen sollten Aktienanleger besonders achten? Stephan: Zum Beispiel auf Deutschland, und hier vor allem auf Unternehmen, die ihr Geld außerhalb Europas verdienen. Dem DAX kommt im Aufschwung seine zyklische Ausrichtung zugute, ich sehe den Index Ende 2018 bei 14.100 Punkten. US-Aktien sind nicht mehr billig, niedrige Zinsen und hohe Eigenkapitalrenditen könnten die Bewertungen aber rechtfertigen. Der S&P 500 hat aus meiner Sicht das Potenzial für 2.850 Punkte zum Jahresende 2018. In Japan profitieren die Unternehmen vom anziehenden Welthandel, einem schwachen Yen und großen Bargeldreserven. Auch die Aussichten für den Nikkei sehe ich deshalb weiter positiv. BÖRSE am Sonntag: Welche Trends beobachten Sie in China? Stephan: China sollte 2018 ein Wirtschaftswachstum von mehr als sechs Prozent erreichen. Damit bleibt das Land ein globaler Konjunkturmotor – und es liberalisiert Zug um Zug seine Kapitalmärkte. Wenn der Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets wie geplant ab 2018 auch chinesische A-Aktien aufnimmt, könnte Chinas Anteil an den Aktienportfolios internationaler Investoren weiter steigen. Umgekehrt können immer mehr Chinesen ihr Geld global und diversifiziert anlegen, und das ist keine kleine Sache: Wir reden hier über ein Sparvermögen von umgerechnet rund zehn Billionen US-Dollar. 16 BÖRSE am Sonntag · 48/17


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