AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART innovative medizinische Infrastruktur, die den GKV-Versicherten gleichermaßen zur Verfügung steht. Pro niedergelassenem Arzt leisten die PKV-Versicherten rechnerisch über 43.000 Euro pro Jahr, die großenteils für Investitionen in Personal und Infrastruktur genutzt werden. Dabei sollten wir es belassen. Nicht zuletzt hat auch die DGB-nahe Hans-Böckler-Stiftung in einer Studie auf die zerstörerische Folge einer Bürgerversicherung hingewiesen. Und hinzu kommt, dass bei einer Einheitsversicherung rund 70.000 qualifizierte Arbeitsplätze in der PKV bedroht wären. BÖRSE am Sonntag: Sie haben vor einiger Zeit konstatiert, dass die Versicherungswirtschaft in vielerlei Hinsichten besser sei als ihr Ruf – gleichzeitig aber auch, dass man es nicht richtig geschafft hätte, ihre Leistungsstärke und Relevanz transparent zu machen. Verantwortlich machen Sie dafür aber nicht nur die Branche selbst, sondern auch externe Einflüsse wie Kapitalmarktschwankungen sowie Regulierungsthematik. Hat sich die Informationspolitik und das Maß an Transparenz inzwischen verbessert? Walthes: Wir alle in der Branche müssen uns die Frage stellen: Was stiftet Kundennutzen beziehungsweise erhöht diesen und was nicht? Die Regulatorik hat wesentlich dazu beigetragen, dass der Regulator mehr Einblick in das Unternehmen hat. Aber hat sich dadurch das Kundenvertrauen erhöht? Fühlt der Bürger sich besser aufgehoben bei seinem Unternehmen, weil er die Solvenzquote kennt? Das ist wohl eher nicht der Fall. Die Vielzahl der Kenngrößen hat eher dazu geführt, dass wir alle weniger über die Kundenbedürfnisse reden. Stattdessen sind wir mit der Selbstdarstellung nach innen, zu den Wettbewerbern und Regulatoren beschäftigt. BÖRSE am Sonntag: Was sind ihrer Meinung nach die zentralen Herausforderungen, die in der nahen Zukunft auf die Versicherungskammer zukommen werden, die aber auch die Versicherungswirtschaft im Allgemeinen in den nächsten Jahren zu bestreiten hat? Walthes: Das für uns alle bestimmende Thema schon heute und auf lange Sicht ist die digitale Transformation. Sie ist der Hebel für die Zukunftsfähigkeit, nicht nur von Versicherungsunternehmen. Vielerorts wird von der Amazonierung der Branche gesprochen. Erfahrungen, die unsere Kunden dort machen, übertragen sie auf uns. Das ist eine riesige Chance für uns. Denn mit Hilfe der Digitalisierung entwickeln wir unsere gesamte Wertschöpfungskette weiter und damit die Serviceprozesse für unsere Kunden. Im Bereich der künstlichen Intelligenz werten wir beispielsweise Kundenbeschwerden mithilfe der Software Watson aus. Dafür wurden wir bereits 2015 mit dem „Digitalen Leuchtturm“ als Vordenker in der Versicherungswirtschaft ausgezeichnet. Wir nutzen zunehmend Big Data, zum Beispiel im Bereich der Wetter- und Schadenprognosen. Mit unserem Data-Insights-Businessmodell haben wir erst jetzt im November den „Transformer Award - Insurance Technology Department of the Year“ von Insurance Post gewonnen. Beim Wettbewerb Gartner Eye on Innovation in der Kategorie „Most Innovative Digital Business Model“ belegten wir 20 BÖRSE am Sonntag · 48/17 Foto: © alexkich - Shutterstock.com
BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 48
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