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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 48

ROHSTOFFE LEBENSART AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN TRADING FONDS ZERTIFIKATE Gold: für Anleger derzeit ohne Glanz Die Deutsche Bank sieht auf absehbare Zeit kaum Potential für einen steigenden Goldpreis. Schon in den vergangenen Wochen gaben die Notierungen spürbar nach – und dieser Abwärtstrend könnte anhalten. Was können Anleger tun, die auf das Edelmetall gesetzt hatten? Um Gold ranken sich viele Mythen – es gilt seit jeher als ein Symbol von Macht, Reichtum und Stabilität. Kein Wunder, dass es auch bei vielen Anlegern eine besondere Stellung einnimmt, etwa als sogenannte Krisenwährung. Im Zuge der Zuspitzung des Nordkoreakonflikts und des Ausbleibens konkreter wirtschaftsfördernder Maßnahmen von US-Präsident Trump im ersten Halbjahr 2017 machte das Edelmetall seinem Ruf alle Ehre: Die Nachfrage nach Gold zog an und sein Preis in US-Dollar stieg vom Jahresanfang bis zu seinem Jahreshöchststand am 7. September 2017 um 13,5 Prozent. Viele Anleger fragen sich daher: Kann Gold aktuell ein interessantes Investment BÖRSE am Sonntag · 48/17 Rohstoff der Woche 54 sein? Aus Ertragssicht lautet die Antwort eher nein: Die Deutsche Bank sieht auf absehbare Zeit kaum Potenzial für einen steigenden Goldpreis. Schon in den vergangenen Wochen gaben die Notierungen spürbar nach – und dieser Abwärtstrend könnte anhalten. Zwar ist es jederzeit möglich, dass geopolitische Konflikte wie etwa der Nordkoreakonflikt oder größere Käufe von Notenbanken wie beispielsweise in Russland den Goldpreis kurzfristig steigen lassen. Ein nachhaltiger Preiseffekt wird dadurch jedoch nicht erwartet – vorausgesetzt es kommt zu keiner Eskalation. Ein weiterer ganz maßgeblicher Aspekt für das fehlende Preispotenzial bei Gold sind zudem die mittlerweile wieder deutlich verbesserten Aussichten für die US-Wirtschaft und die niedrige Arbeitslosigkeit im Land, welche die US-Notenbank in ihrer restriktiveren Geldpolitik bestärken dürften. Denn die hohe wirtschaftliche Dynamik scheint sich auch auf die Löhne durchzuschlagen, wenn auch wenn nur allmählich: Da US-Unternehmen im Schnitt immer länger brauchen, um freie Stellen zu besetzen, ist die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer bei Lohnabschlüssen zuletzt gestiegen, wodurch die durchschnittlichen Stundenlöhne in den USA im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um rund 2,4 Prozent angezogen sind. Eine Folge der gestiegenen Einkommen ist die höhere Kaufkraft der USKonsumenten. Die Deutsche Bank erwartet, dass sich diese in den kommenden Monaten in einer erhöhten Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen und damit einhergehend in höheren Preisen und schließlich Inflationsraten niederschlagen könnte. Diese Entwicklung wird unter anderem durch die Erholung beim Ölpreis und die konkretere Formen annehmende US-Steuerreform gestützt. Ulrich Stephan Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank


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