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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 48

LEBENSART ROHSTOFFE AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN TRADING FONDS ZERTIFIKATE Donald Trump. Thiel verkörpert den amerikanischen Traum, nach dem es jedem gelingen kann, durch harte Arbeit sprichwörtlich nicht nur Millionär, sondern Milliardär 61 BÖRSE am Sonntag · 48/17 werden kann. Rappold zeigt auf, wie Peter Thiel nach dem Studium der Philosophie und der Rechtswissenschaften mit seinen Unternehmensgründungen weit mehr Gedanken verband, als auf den ersten Blick von dem Gründer eines Bezahldienstes erwartet werden darf. So sei Thiel auch durch die Verhältnisse in Russland aufgerüttelt worden: „Gewinner waren die Oligarchen, die mit dem Betrieb von Energie- und Rohstoffunternehmen riesige Vermögen angehäuft und über Möglichkeiten des Geldtransfers ins Ausland und in sichere Währungen verfügt hatten. Die ‚normalen‘ Menschen in diesen Ländern saßen laut Thiel in der Falle und konnten ihr mühsam erspartes Geld vor den korrupten Regierungen nicht in Sicherheit bringen.“ PayPal sollte die erste weltweit von Zentralbanken und Regierungen unabhängige Währung schaffen. Thiel war damit geistiger Vordenker der aktuellen Euphorie um Kryptowährungen. Eine entscheidende Etappe im Geschäftsleben von Peter Thiel war sein Erfolg mit PayPal und seine Zugehörigkeit zur „PayPal Mafia“, der die Gründer von YouTube, LinkedIn, Tesla usw. angehörten. Wie sehr dieser Erfolg davon abhängig war, nicht in eine der fünf genannten Fallen zu geraten, zeigt das Beispiel PayPal, das über keine offizielle Geschäftsbeziehung oder Produkt- bzw. Vertriebspartnerschaft mit eBay verfügte, aber auf eBay angewiesen war: „Man wollte also auf dem Rücken des Elefanten zum Erfolg reiten, immer mit der Gefahr, dass dieser den lästigen Emporkömmling PayPal einfach abwarf und ihm damit das wirtschaftliche und finanzielle Genick brach. Es gab keinen Plan B. Es war eine Alles-oder-nichts-Strategie.“ Allein Thiels Investment in Facebook erreichte eine Milliardenbewertung. „Thiel investierte als erster externer Investor 500.000 Dollar in Form eines wandelbaren Kredits und erhielt dafür später einen Anteil von 10,2 Prozent am Unternehmen.“ Thiel ist seit 2005 im Aufsichtsrat von Facebook und damit das Aufsichtsratsmitglied mit der längsten Amtszeit. „Er und Zuckerberg haben jeweils einen kongenialen Partner gefunden“, schreibt Rappold, „und vor allem Zuckerberg hat davon enorm profitiert. War er doch gerade erst Anfang 20 und als Unternehmer komplett unerfahren, während Thiel bereits alle Kniffe des harten Start-up Geschäfts kannte.“ Rund 90 Prozent der Start-ups scheitern, gibt Rappold zu bedenken. „Peter Thiel ist das, was Jobs und Apple auf Produktseite vergönnt war, gleichermaßen auf der Investmentseite gelungen. Er kann sich auf die Fahne schreiben, dass er als Unternehmensgründer bei PayPal und Palantir sowie als erster externer Investor von Facebook gleich dreimal durch sein Investment wie auch durch seinen unternehmerischen Beitrag jeweils eine milliardenschwere Erfolgsgeschichte hingelegt hat, die ihresgleichen sucht.“ Rappold zeigt erstmalig aber auch die weniger bekannten Facetten von Peter Thiel. Thiel kritisiert die eigene Investorenzunft mit Aussagen, dass die Branche der Risikokapitalunternehmer tot sei und wenig Erträge für die Investoren liefere. Gründe für die Malaise sieht er in der risikoscheuen Haltung vieler Investoren, die ihr Geld lieber auf vermeintlich sichere Anlagen wie die zwanzigste Social Media oder Foto App setzen. Thiel ist von einem anderen Kaliber und investiert in echte disruptive Unternehmen, wie zum Beipiel das Raumfahrtunternehmen SpaceX seines PayPal-Gründerkollegen Elon Musk. Rappold gelingt es, der Erfolgs-DNA Thiels auf die spur zu kommen. Die vorliegende Biografie ist ein „Must-have“ für alle technologiebeisterten Investoren und Gründer.


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