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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 48

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Der Aufschrei nach der Veröffentlichung der Paradise Papiers war groß, gefolgt von… nichts. Ja, genau: nichts ist passiert. Die nächste Bombe ist geplatzt und es passt zur fortschreitenden Demaskierung der globalen Eliten und wir sehen keine Demonstrationen oder 62 BÖRSE am Sonntag · 48/17 Von Matthias Weik und Marc Friedrich Heutzutage hat man das Gefühl, dass nur Dumme noch Steuern bezahlen. Da wir uns jedoch nicht als dumm bezeichnen würden, sind wir sauer – mächtig sauer. Wie kann es sein, dass internationale Großkonzerne und Superreiche nach wie vor oftmals kaum oder keinerlei Steuern bezahlen, während unsereins gnadenlos abkassiert wird. Sollten wir jedoch einmal auf die Idee kommen, keine Steuern zu bezahlen oder eine Steuererklärung auch nur zu spät abgeben, dann werden wir sehr zügig die Knute des Gesetzgebers spüren. Völlig anders ist der Sachverhalt für Superreiche und internationale Großkonzerne dieser Welt. Diese haben ganz andere völlig legale Möglichkeiten als wir, sich im ganz großen Stil ihrer Steuerpflicht zu entziehen. Egal ob Formel 1 Rennfahrer, Politiker, Sportler, Popstars, Königshäuser oder internationale Konzerne wie Amazon, Facebook, Nike, Apple, IKEA, Starbucks, General Electric; IBM, Microsoft, Pfizer, Sixt, Siemens, Allianz, Bayer, Deutsche Bank.. aber auch staatliche deutsches Unternehmen wie Fraport, die HSH Nordbank, Deutsche Post ... sie alle und noch viele mehr, machen seit Jahren Geschäfte über Steueroasen. Sie zählen zu Gewinnern des sogenannten Offshore-Systems. Hand in Hand hat man sich Gesetze geschmiedet um rechtlich legal aber moralisch verwerflich Geld zu parken beziehungsweise zu verstecken, um dadurch keine, kaum oder sehr wenig Steuern zu zahlen. Und das mit dem Wissen, dass man gemeinsame Sache mit Verbrechern, Terroristen und Kartellen. Egal - Hauptsache man spart Kohle oder verdient noch mehr. Alles zur Maximierung des Gewinns und alle, wirklich alle sind dabei. Auch der „Weltverbesserer" und selbst ernannte Samariter Bono von U2 und die Queen. Und weil von Politik, über Finanz bis Kultur alle mitmachen, ist das auch der Grund, warum sich nie etwas ändern wird - weil alle beteiligt und involviert sind. Keiner wird an dem Ast sägen, auf dem man sitzt. Wer nicht mitmacht oder droht es zu verändern, wird abserviert und vom Ast verbannt. Mit allen Mitteln. Laut Paradise Papers gehört der Deutschen Post, an der Bund und Länder knapp 20 Prozent beteiligt sind, die Firma Marias Falls Insurance Co. Ltd. mit Sitz auf Bermuda. Bei Marias Falls Insurance handelt es sich um eine Art firmeneigene Versicherung. Darüber sichert die Deutsche Post die Fracht, ihre Autos und Laster, aber auch ihre Mitarbeiter ab. Alles was die Post an Marias Falls Insurance zahlt, muss sie in Deutschland nicht versteuern. Wie absurd Konsequenzen. Paradise Papers: Wir werden komplett hinter die Palme geführt


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