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BÖRSE am Sonntag | Ausgabe 05

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Gehören japanische Aktien ins Depot? Lange Zeit waren japanische Aktien ein Stück weit aus dem Anlegerfokus gerückt. 2017 legte die Tokioter Börse dann jedoch ein eindrucksvolles Comeback hin: Im November knackte der japanische Aktienindex Nikkei erstmals seit 25 Jahren die Marke von 23.000 Punkten – und verbuchte insgesamt eine Jahresperformance von 10,3 Prozent in Euro gerechnet. Auch der breitere Index Topix verzeichnete im selben Zeitraum ein Plus von 11,1 Prozent. Japan ist also zurück. Gründe für dieses starke Abschneiden waren insbesondere die dynamische Weltkonjunktur und die ultralockere Geldpolitik der Bank of Japan (BoJ). In diesem Jahr sprechen gute Gewinnaussichten, ein Abbau von hohen Liquiditätsquoten der Unternehmen sowie eine weitere Verbesserung der Eigenkapitalrenditen für weiteres Kurspotential. Als stark exportorientierte Volkswirtschaft profitiert Japan besonders vom Wachstum des Welthandels. Das lässt sich aktuell beispielsweise an den positiven Gewinnrevisionen für japanische Unternehmen ablesen: Die 2018er- Gewinnerwartungen der Analysten für den breiten, rund 2.020 Unternehmen umfassenden Aktienindex Topix liegen derzeit 3,3 Prozent höher als noch vor drei Monaten – im Vergleich zu vor einem halben Jahr sind es sogar 5,1 Prozent mehr. Damit fielen die Revisionen in Japan höher aus als im Weltleitindex BÖRSE am Sonntag · 05/18 Kolumne 10 MSCI World. Verantwortlich dafür sind auch die in den vergangenen Jahren erzielten Effizienzsteigerungen japanischer Unternehmen, die ihre Gewinnmarge damit von vier Prozent im Jahr 2014 auf zuletzt 5,5 Prozent steigern konnten. Vereinfacht gesagt: Vom Umsatz bleibt mittlerweile mehr Gewinn übrig. Zwar gibt es im internationalen Vergleich nach wie vor Steigerungspotenzial, die Tendenz ist jedoch vielversprechend. Die verbesserten Gewinnaussichten der japanischen Unternehmen wirken sich positiv auf die Aktienbewertungen aus: Während das Kurs-Gewinn Verhältnis (KGV) im US-amerikanischen Leitindex S&P 500 unter Berücksichtigung der Gewinnerwartungen für die kommenden zwölf Monate derzeit bei 19,0 liegt, ist der Topix mit einem KGV von 15,2 günstiger bewertet. Für den japanischen Bankensektor liegt das KGV sogar bei lediglich 11,7. Hier scheint das Potential für Kurssteigerungen besonders groß zu sein – zumal die Kreditinstitute aufgrund ihrer sehr internationalen Ausrichtung zu den Hauptprofiteuren der starken Weltkonjunktur und der weltweit steigenden Kreditnachfrage gehören. Einer der Gründe für den großen Unterschied in den Bewertungsunterschieden zwischen den USA und Japan ist die Eigenkapitalrentabilität. Diese ist in Japan in den letzten Jahren Ulrich Stephan Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank


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