AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
nur Italien und dessen Banken gefährlich
ins Wanken bringen.
Die Markttechnik spielt den
Zockern
in die Karten
Da bislang nur Short- und nicht auch
Long-Positionen ab einer bestimmen
Summe öffentlich gemacht werden müssen,
könnte es sich bei insgesamt 160 Milliarden
Dollar verwaltetem Vermögen auch lediglich
um eine Art Absicherung handeln,
allerdings erklärte Dalio kürzlich auf seiner
Linked-In-Seite: „Wir wissen nicht genau,
wie weit die Aktienmärkte und dann die
Wirtschaft vom Gipfel entfernt sind, aber
es ist klar, dass die Anleihemärkte den Gipfel
überschritten haben. Ich sorge mich darum,
wie der nächste Abschwung aussehen
wird, auch wenn es unwahrscheinlich ist,
dass er bald kommen wird.” Zudem glaube
er nicht, dass sich die Konjunktur in Europa
so gut entwickle wie derzeit von vielen
angenommen. Gerade der hohe Eurokurs
sei für europäische Firmen ein Problem.
Immer mehr Banker, Investoren und Manager
heben jedoch den Zeigefinger. „Obacht“,
lautet die Devise. Einige Indikatoren
der Markttechnik, wie beispielsweise der
bekannte RSI, seien so stark überhitzt wie
seit 40 Jahren nicht mehr, schrieb beispielsweise
der leitende Kapitalmarktanalyst der
Baader Bank, Robert Halver, auf Börse
Online. „Die Aktienmärkte befinden sich
nun schon seit langer Zeit im Auftrieb und
BÖRSE am Sonntag · 14/18
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die Bewertungen sind inzwischen äußerst hoch, höher als es durch
fundamentale Daten gerechtfertigt wäre“, schlug Allianz-CEO
Oliver Bäte gegenüber dem US-Sender CNBC ähnliche Töne an.
Skeptisch ist auch der Londoner Morgan Stanley-Chefstratege
Andrew Sheets: Die jüngsten Rücksetzer am US-Markt seien eine
„Vorspeise“ gewesen und noch nicht das „Hauptgericht“. Vor allem
die ansteigenden Anleiherenditen bereiten ihm Sorge. Schon jetzt
liege der Zins auf US-Staatsanleihen mit Triple A-Bewertung bei
2,85 Prozent, die durchschnittliche Dividendenrendite im S&P
500 dagegen nur bei niedrigen 1,81 Prozent, begründeten sowohl
Morgan Stanley als auch JPMorgan ihre Besorgnis.
Joe Foster, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter VanEck
glaubt zudem, dass viele Anleger den Ernst der Lage nicht erkennen.
„Im Gegensatz zu der am Markt herrschenden Meinung, die
Volatilität am Aktienmarkt sei das Ergebnis einer längst überfälligen
Korrektur, sehen wir darin den Beginn einer langfristigen
Richtungsänderung der Märkte und eines Wandels im Anlegerverhalten“,
so der Experte. Bereits zu Beginn des Jahres hat – neben
vielen weiteren Börsengurus – Jeremy Grantham, Mitgründer
und Chefstratege des Investmentunternehmens GMO, in einem
dreizehnseitigen Investorenbrief vor einem Einbruch der Aktienmärkte
in den nächsten sechs Monaten oder zumindest innerhalb
der nächsten zwei Jahre gewarnt. Grantham sprach sogar davon,
dass sich die Kurse halbieren könnten. Und als Crash-Prophet hat
er sich durchaus einen Namen gemacht, sagte er doch sowohl die
Dotcom-Blase als auch die Finanzkrise 2008 und die drauffolgende
Staatsschuldenkrise richtig vorher.
Fazit
Allein mit Blick auf diese fünf Faktoren verwundert es wenig, dass
sich unter Anlegern vor allem eine sorgenvolle Ratlosigkeit breit
macht. Dass ein Sturm aufzieht, dürfte außer Frage stehen. Wann
er allerdings kommt und ob er an den Märkten zunächst vorbeizieht
oder sie mit voller Wucht trifft, bleibt offen. Oliver Götz
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