ROHSTOFF DER WOCHE LEBENSART AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN
Gold im Einfluss
des US-Dollars
Aktuell bewegt sich der Goldpreis in engen Spannen. Veränderte
Erwartungen bei der US-Notenbankpolitik könnten ihn aber in die eine
oder andere Richtung ausbrechen lassen.
Die Unsicherheitsfaktoren an den internationalen
Kapitalmärkten haben in den
vergangenen Wochen und Monaten deutlich
zugenommen. Aus den USA drohen
massive Protektionismusgefahren, die im
schlimmsten Fall in einem ernsten weltweiten
Handelskrieg münden könnten. In
Europa nimmt der Einfluss systemfeindlicher
Parteien immer weiter zu, und Italien
ist nach den Parlamentswahlen Anfang
März fast unregierbar geworden. Hinzu
kommen verstärkte Auseinandersetzungen
mit Russland, die schon fast an die Zeiten
des Kalten Krieges erinnern. Streng nach
der Theorie hätten diese Entwicklungen zu
einem deutlichen Anstieg des Goldpreises
führen müssen, einem sogenannten „safe
haven“. In der Realität scheint der Preis des
glänzenden Edelmetalls derzeit aber mehr
mit der Geldpolitik der Federal Reserve
und dem Kursverlauf des US-Dollars zu
tun zu haben, als mit den zunehmenden
politischen Spannungen und den daraus
resultierenden Kapitalmarktrisiken.
BÖRSE am Sonntag · 14/18
Gastbeitrag
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Während sich der Goldpreis nach den
vorangegangenen Verlusten im Dezember
und Januar deutlich erholt hat und
seither ohne klare Richtung zwischen
1.310 und 1.360 US-Dollar hin- und
herpendelt, hat der Greenback selbst eine
praktisch spiegelbildliche Entwicklung
eingeschlagen. Dabei ist die negative
Korrelation bis in kleinere Ausschläge
hinein zu erkennen.
Aus technischer Sicht liegt die erste Unterstützung
für die Feinunze bei 1.300 USDollar.
Sollte diese Marke unterschritten
werden, könnte sich der Haupttrend weiter
abschwächen und Raum für weitere Rückgänge
schaffen. Bisher erscheint dieses Szenario
allerdings nur dann wahrscheinlich,
wenn sich die Weltleitwährung am Devisenmarkt
erholen kann. Dazu könnte es
insbesondere dann kommen, wenn die Fed
unter ihrem neuen Notenbankchef Jerome
Powell im Laufe dieses Jahr statt der von
den Märkten bereits eingepreisten zwei
Alberto de Casa
Senior Chief Analyst
beim Derivate Broker
ActivTrades in London