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Datenkraken:
Gekommen, um zu bleiben
BÖRSE am Sonntag · 14/18
Schliekers Börsenwoche
04
Facebook befindet sich in
schwierigem Fahrwasser,
zweifellos. Das gilt
schon länger – denn
mit dem Wachstum
des „Sozialen Netzwerks“
auf unglaubliche
zwei Milliarden aktive Nutzer kam und kommt
zwangsläufig das Fehlverhalten. Sei es, dass die
Führung ihren Laden nicht mehr überblickt, sei es,
dass die Verästelungen des Konzernangebots einen
Missbrauch geradezu herausfordern.
Das Geschäftsmodell von Facebook ist es – anders als in den
Gründerjahren – längst nicht mehr, miteinander bekannte Studenten
zu vernetzen und aus deren jeweiligem Freundeskreis einen
großen Kreis von Gleichgesinnten zu machen. Das war mal die
Idee, die Gründer Mark Zuckerberg im übrigen geklaut haben soll,
aber die heutige Idee ist eine andere. Der börsennotierte Konzern
verdient fast allein an kommerzieller Werbung. Dies zu tun und
sich gleichzeitig den Ruf des freundlichen Partyvermittlers von
nebenan zu erhalten, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Dass die
Nutzer mit ihren Daten bezahlen, dürfte sich inzwischen herumgesprochen
haben.
Je nach Güte ist ein ganz banaler Adressen-Datensatz ohne
viel Drumherum unter Freunden und Feinden hierzulande
rund 30 Euro wert. Bei Facebook wird jedoch unvergleichlich
mehr registriert; so viel, dass Big-Data-Analysefirmen daraus
erschreckende Profile bauen können. Und damit womöglich
Wahlergebnisse nicht nur vorhersagen, sondern sogar beeinflussen.
Da spätestens hört der Spaß auf. Und Filme wie etwa
„Minority Report“, in denen eine datengestützte Ermittlereinheit
Verbrechen aufklären kann, ehe sie geschehen sind, darf
man plötzlich umkategorisieren von
Science Fiction zu Science – ohne
Fiction. Wobei es im Grunde genommen
gleichgültig ist, ob
sich das fragliche Datenmaterial
in den Händen einer
gewinnorientierten privaten
Firma befindet oder in denen einer mal wohlwollenden, mal
nicht so wohlwollenden Staatsführung.
Die Datenverknüpfungen sind da und sie sind möglich und sie werden
genutzt werden, egal wie der Streit um eine Regulierung von
Facebook und Konsorten sich weiter entwickelt. Man darf jedoch
jetzt schon annehmen, dass alle sich aufplusternden deutschen und
europäischen Politiker und Wächter des Wahren, Guten, Schönen
ganz erbärmlich scheitern werden und ihnen nur bleibt, über ihre
Pressestelle das Versagen in wohlgekleidete Phrasen zu packen.
Die Algorithmen der Netzwerke, die „sozial“ zu nennen auf einen
Übersetzungsfehler aus dem Amerikanischen zurückgeht, bleiben
nicht da stehen, wo sie sind. Die papiernen Publikationen von heute
haben mit den Bleilettern der Gutenberg-Ära nicht mehr viel zu
tun. Die Entfaltungsmöglichkeiten der Facebooks und Instagrams
schwirren heute vielleicht in einigen Köpfen herum, zu wesentlichen
Teilen aber ist anzunehmen, dass es die Köpfe für die zukünftigen
Entwicklungen heute noch gar nicht gibt. Womöglich werden wir
uns eines Tages darüber freuen, mit unseren persönlichen Daten
von einem amerikanischen Unternehmen ausgehorcht und ausgenommen
zu werden statt von einem chinesischen Geheimdienst.
Es darf bezweifelt werden, dass Facebook oder auch Google, der
„Don’t-Be-Evil“-Krake aus Menlo Park, je einer weltlichen Behörde
unterliegen werden. Auch Werbetreibende, die sich mal kurzzeitig
aus ihren Facebook-Kampagnen zurückziehen, dürften wiederkommen,
so zum Beispiel die Commerzbank. Andere, wie etwa das
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