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Vier US-Tech-Riesen –
sind sie bereits
unantastbar?
Sie gehören zu den wertvollsten
und mächtigsten Konzernen der
Welt. Milliardengewinne beinahe
so selbstverständlich wie ein heißer
Sommer in Kalifornien. Und
steigende Börsenkurse? Anleger
haben sich seit vielen Jahren an sie
gewöhnt. Apple, Google, Facebook
oder Amazon scheinen oft nicht nur
unantastbar, in vielerlei Hinsicht
sind sie es wirklich. Ein Leben ohne
sie ist längst unvorstellbar – und die
Marke mit dem Apfel ist kurz davor,
als erster Konzern die Marktkapitalisierung
von einer Billion Dollar zu
BÖRSE am Sonntag · 19/18
Aktien der Woche
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erreichen.
Was war der Aufschrei groß, als Mitte
März öffentlich wurde, dass Cambridge
Analytica unerlaubterweise an Daten von
87 Millionen Facebook-Nutzern gelangt
war. Das, was man sich eigentlich längst
hätte denken können – und viele dachten
es ja auch – war eingetreten. Und dann
gleich in solch einem Ausmaß. Tagelang
schaute einen in der Folge das Gesicht
von Mark Zuckerberg aus Zeitungen,
Fernsehbildschirmen und – die Ironie
lässt grüßen – Facebook an. Auf einmal schien sein Lebenswerk
an einem äußerst seidenen Faden zu hängen. Innerhalb weniger
Tage verlor Facebook mehr als 70 Milliarden Dollar an Börsenwert,
der Aktienkurs rauschte um 18 Prozent in die Tiefe. Und
zog einen Großteil der US-Tech-Branche gleich mit. Google-
Mutter Alphabet traf es mit einem Minus von vierzehn Prozent
in der zweiten März-Hälfte am härtesten.
Der Datenskandal hatte sie zum ersten Mal in erkennbare Gefahr
gebracht, die Unantastbarkeit der FAANG-Konzerne, zu denen neben
den Schwergewichten Facebook, Google, Apple und Amazon
auch der Streaming-Dienst Netflix gehört. Immer öfter wird ihnen
auch noch ein sechster Buchstabe hinzugefügt. FAANG+M heißt
das dann. Oder eben: FAANG plus Microsoft.
Anleger zeigten sich verunsichert. Vor allem, da unter Analysten
schon lange eine lebhafte Debatte darüber geführt wird, wann die
amerikanischen Technologie-Werte wohl an ihre Wachstumsgrenzen
kommen und mit Marktsättigungen zurechtkommen müssen.
Dann präsentierten Facebook, Google und Co. Ende April und Anfang
Mai ihre Zahlen für das erste Quartal 2018. Und die Begeisterung
kam zurück. Die Kurse, sie stiegen wieder. Eindrucksvoller
und schneller als Mark Zuckerberg, Larry Page, Tim Cook und
Jeff Bezos konnte man sie nicht zurückgewinnen, die eigene Unantastbarkeit.
Der Grund: An ihren Produkten und Dienstleistungen
kommt man heutzutage kaum noch vorbei. Sie erleichtern uns den
Alltag so sehr, dass ein Datenskandal offenbar nicht ausreicht, um
auf sie zu verzichten.