AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Nachhaltige Geldanlage
nach Maß
Früher als utopisches Nischenthema verschrien, gewinnt die nachhaltige Geldanlage heute
stetig an Bedeutung. Auch wenn ihr Marktanteil noch gering ist – die Nachfrage an ökologisch,
sozial und ethisch nachhaltig ausgerichteten Aktien und anderen Finanzprodukten
nimmt weiter zu. Immer mehr Privatanleger folgen den Ansätzen des Social Responsible
Investing (SRI) und wollen ihr Geld mit reinerem Gewissen der Menschheit und Umwelt
gegenüber anlegen.
Investoren zielen nicht mehr nur ausschließlich
auf Sicherheit und Renditen,
sondern interessieren sich zunehmend dafür,
wie ihre Gewinne ursprünglich erwirtschaftet
werden. Oder anders gesagt: Wie
definitiv nicht. Es gibt verschiedene Ansätze,
um nachhaltige Anlagen zu identifizieren.
Häufig werden hierfür bestimmte
Ausschlusskriterien eingesetzt, nach denen
Unternehmen, die beispielsweise auf die
Produktion und den Vertrieb von Atomenergie,
Waffen, Alkohol oder Tabak setzen,
in Sachen Nachhaltigkeit auf keinen
grünen Zweig kommen. Grundsätzlich ist
die Definition dessen, was ein nachhaltiges
Investment ausmacht, jedoch interpretationsoffen:
Bis heute fehlen staatliche Mindeststandards,
die eine Etikettierung von
Aktien und anderen Anlageprodukten als
nachhaltig regulieren oder zertifizieren.
Insgesamt mangelt es an Transparenz.
Es gibt eine Reihe an Finanzprodukten, die
auf den Anlegerwunsch Nachhaltigkeit abgestimmt
sind. Doch ist nicht alles Gold,
was grün betitelt wird, und nicht zwangsläufig
in Gänze nachhaltig. So gibt es nach
einer Studie der Ratingagentur Scope
Investmentfonds, die als „nachhaltig“
BÖRSE am Sonntag · 19/18
Gastbeitrag
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deklariert sind, jedoch auch Werte von Unternehmen führen, die
bis zu zehn Prozent ihrer Umsätze durch nicht nachhaltige Aktivitäten
erwirtschaften. Es wird deutlich, dass wirklich nachhaltiges
Investieren sehr hohe Individualität und maßgeschneiderte,
aktive Beratung erfordert: Was genau stellt der Kunde sich unter
Nachhaltigkeit vor? Stehen hier ökologische, soziale oder ethische
Aspekte im Vordergrund? Sollen bestimmte Branchen kategorisch
ausgeschlossen werden? Individuelle Kriterien also, auf die ein Index,
wie beispielsweise der MSCI World SRI Index, nicht eingehen
kann.
Ebenso wie bei „konventionellen“ Investments unterstützen hier
unabhängige Vermögensverwalter, welche nachhaltige Einzeltitel
den Bedürfnissen und Erwartungen ihrer Kunden entsprechend
auswählen. Kommen Beratung und Research zusätzlich aus einer
Hand, kann außerdem direkt geklärt werden, ob ein Unternehmen
zum Anlagehorizont des Kunden passt und auch passend
bleibt. Ein aktuelles Beispiel ist Bayer: Ungeachtet der Frage, ob
die Pharma-Branche sich im Bereich SRI automatisch disqualifiziert,
kann die Aktie des Bayer-Konzerns eine gute Anlage für
einen Kunden mit Interesse an nachhaltigen Investments sein. Ob
dies im Zuge der geplanten Monsanto-Übernahme jedoch immer
noch zutrifft, muss von Fall zu Fall entschieden und kontinuierlich
evaluiert werden, um das Portfolio gegebenenfalls anpassen
zu können. Denn letztlich gilt: Nachhaltiges Investieren fußt auf
einer verantwortungsvollen Portfolio-Auswahl und lebt vom kontinuierlichen
Austausch zwischen Verwalter und Anleger zu Zielen
und Entwicklungen. Ein Dialog also, den unabhängige Vermögensverwalter
mit ihren Kunden seit eh und je pflegen.
Torsten Reidel
Geschäftsführer von
Grüner Fisher Investments