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Märkte in Bewegung –
Drei wichtige
Lerneffekte
Das Jahr 2017 war für viele Anleger ein außergewöhnlich erfolgreiches. Und auch das
laufende Jahr begann vielversprechend. Im Januar noch hatten Dax und Dow neue Höchststände
markiert. Dann kam der Einbruch. Inzwischen läuft die Erholung, doch weitere Kursbeben
scheinen in einem angespannten, volatilen Umfeld jederzeit möglich.
Das Jahr 2017 war für Anleger ein außergewöhnlich
erfolgreiches. Niedrige Zinsen
und eine Reihe positiver Überraschungen
beim globalen Wachstum sorgten für
so gute Stimmung, dass ihr auch Sorgen
um geopolitische Risiken wenig anhaben
konnten. Investoren waren risikofreudig
positioniert, mit der Folge einer beispiellos
niedrigen Volatilität.
Im Januar dieses Jahres sah es noch so aus,
als könne dieses Umfeld auch 2018 Bestand
haben. Um rund fünf Prozent legten
die wichtigsten Aktienindizes über die
ersten Wochen zu, die Steuersenkungen in
den USA ließen ein üppiges Gewinnplus
bei den Unternehmen erwarten, und ein
Blick auf die Fundamentaldaten suggerierte,
dass die Idealwelt vom Vorjahr noch
intakt war. Wenig bis nichts sprach dafür,
dass sich am Szenario, welches inzwischen
gern mit dem Prädikat „Goldilocks“ versehen
wurde, im laufenden Jahr viel ändern
BÖRSE am Sonntag · 23/18
Gastbeitrag
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würde.
Woher der Volatilitätsausbruch kommt
Anfang Februar wurden wir eines Besseren belehrt. Zwar war der
plötzliche Volatilitätsausbruch durch technische Faktoren verstärkt
und der Abverkauf von Aktien vor allem durch Algorithmen
ausgelöst. Dennoch geht die Bedeutung dieses Marktverhaltens
weit über einen „Flash Crash“ hinaus. Denn offensichtlich
hatte sich etwas eher Grundsätzliches in der Einschätzung der
Anleger verändert. Schließlich war der Absturz des S&P 500 am
Freitag vor dem eigentlichen Crash offenbar eine Reaktion auf
die starken US Payroll-Zahlen für den Januar gewesen. Insbesondere
die Beschleunigung der Stundenlöhne von 2,6 auf 2,9
Prozent ließ mehr und mehr Investoren eine Überhitzung der
US-Volkswirtschaft und damit schnellere Zinserhöhungen seitens
der Fed befürchten.
Und hätte dieser Zusammenhang im entspannten Umfeld des
Jahres 2017 vermutlich bestenfalls zu einem kurzen Flackern
geführt, sorgten nun die inzwischen erreichten Bewertungsniveaus,
vor allem aber die Erwartung eines weiteren kräftigen
Wachstums- und Gewinnschubs durch die US-Steuerreform,
für die Überhitzungsreaktion. Es war das Hineinbeschleunigen
in eine bereits auf Volldampf laufende Volkswirtschaft, welches
aus Sicht der Marktteilnehmer das Fass zum Überlaufen
brachte.
Martin Lück
Leiter Kapitalstrategie
BlackRock Deutschland