AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
die Rendite um 27 Prozent. Damit einhergehend kletterten auch
die Renditen portugiesischer, spanischer und griechischer Schuldscheine
auf neue Zwischenhochs. Der Markt bewege sich mit einer
Geschwindigkeit, die man seit den schwersten Zeiten der Euro-
Krise nicht gesehen hätte, sorgte sich QC-Partners-Experte Thomas
BÖRSE am Sonntag · 23/18
Finanzkrise
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Altmann. Er sehe erste Spuren von Panik.
Und nicht nur Anleiherenditen stiegen. Die Mailänder Börse beispielsweise
fiel auf ein Neun-Monats-Tief, in Spanien sackte der
Ibex35 mit einem Minus von drei Prozent in sich zusammen, an der
Börse in Griechenland ging es um 2,5 Prozent nach unten. Auch der
Dax verlor zwischenzeitlich 1,5 Prozent an Wert. Besonders hart traf
es die Banken. Der italienische Branchenindex hat in den zwei Wochen
nach der Wahl nun schon über 20 Prozent verloren.
Hier kommt die EZB ins Spiel, die in einem ersten Schritt in Richtung
Normalisierung der Geldpolitik ihre massiven Anleihekäufe
zurückfahren will. Bislang kauften italienische Banken italienische
Staatsanleihen und gaben jene dann wiederum an die europäische
Zentralbank weiter. Beendet die EZB nun ihr Anleihe-Programm
ist das nicht mehr möglich. Die Risiken bleiben dann wieder bei
den italienischen Geldhäusern. Und die haben mit faulen Krediten
im Wert von zirka 90 Prozent ihres gesamten Eigenkapitals schon
genug Unsicherheiten in den Büchern.
Droht nun der „Italexit“?
Nicht ausgeschlossen, dass die EZB ihre Anleihekäufe deshalb doch
noch fortsetzt. Mit „ihren Plänen einer Normalisierung der Geldpolitik“
stecke sie so mal wieder fest, bilanziert Analyst Stanzl. Die
Währungshüter warnten bereits vor einer erneuten Eskalation der
Palazzo Madama
Palasthaus des Senats
Lage. Die Wahrscheinlichkeit für eine Pleite Italiens liegt währenddessen
bei 17 Prozent. Am Markt für Credit Default Swaps hätte
sich die Absicherung eines zehn Millionen Euro schweren Paketes
italienischer Anleihen gegen Zahlungsausfall um 49.000 auf
225.000 Euro erhöht, schreibt das Handelsblatt in Bezug auf eine
Mitteilung des Datenanbieters Markit.
Die bedrohliche Spitze einer solchen Eskalation wäre wohl der
„
Italexit“. Mit Lega und Fünf-Sterne-Bewegung an der Spitze des
Landes scheint der nicht mehr ausgeschlossen. Der Sentix-Italexit-
Index, welcher die Wahrscheinlichkeit eines EU-Austritts Italiens
versucht zu messen, steht derzeit bei 11,3 Prozent und damit doppelt
so wie noch zu Beginn des Jahres. Und schließlich erwartet sogar
Hans Werner Sinn, einst einer der „Wirtschaftsweisen“ und Ifo-
Präsident, den Ausstieg Italiens aus dem Euro. „Wie erwartet wird
Italien zur existenziellen Belastungsprobe für die gesamte Euro-
Zone“, zitiert die Wirtschafszeitung denn auch den Leiter des Feri
Cognitive Finance Institue Heinz-Werner Rapp.
Die Dramatik liegt vor allem daran, da Italien über eine vergleichsweise
gute Ausgangsposition verfügt die EU zu erpressen. So könnten
Lega und Fünf-Sterne-Bewegung – wie bereits angekündigt – einen
Schuldenschnitt fordern. Spurt die EU nicht, geht man eben raus. So
dürften sie denken in Italien. Das Problem dabei ist: Italiens Anteil
am BIP der Eurozone liegt bei 15,4 Prozent, der an den öffentlichen
Schulden bei 23,4 Prozent. Bei Griechenland waren es, als über den
„Grexit“ diskutiert wurde, 2,6 und 3,3 Prozent. Ob die EU beziehungsweise
der Euro-Währungsraum einen „Italexit“ verkraften
kann darf als fraglich gelten. Andererseits muss auch die Frage erlaubt
sein, wie lange die EU Italien in seiner momentanen Situation noch
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