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Eskalation droht. Trump lasse nicht locker und sei scheinbar gewillt,
immer noch eins draufzusetzen, stöhnte CMC Markets-Analyst Jochen
Stanzl. Ab dem 6. Juli beispielsweise sollen über 1.100 chinesische
Güter schrittweise mit Einfuhrzöllen in Höhe von 25 Prozent
bedacht werden, was sich dort keiner einfach so gefallen lassen will.
Schon gar nicht Präsident Xi Jinping, der mahnende Worte in Richtung
Trump schickte: „Im Westen gibt es die Neigung, die rechte
Backe hinzuhalten, wenn jemand auf die linke geschlagen hat. In
unserer Kultur schlagen wir zurück“, sagte er jüngst bei einem Treffen
mit CEOs verschiedener, internationaler Großkonzerne. Und
selbst im Westen ist diese westliche Neigung derzeit kaum anzutreffen.
Auch die EU hat bereits Gegenzölle angekündigt. Sollte Trump
darüber hinaus seine zuletzt erneut angedrohten Auto-Zölle in die
Tat umsetzen, dürfte er erst recht mit Gegenwind zu rechnen haben.
Ein solcher jedoch ist nur notwendige Reaktion und bei weitem
keine Lösung des Problems. Trumps Zölle könnten gerade die Exportnation
Deutschland hart treffen. Und das wissen freilich auch
Anleger, deren Sorgen für den Moment vor allem die deutschen
Automobilschwergewichte zu spüren bekommen. Ausgehend von
ihren Januar-Hochs büßten die Papiere von BMW, Volkswagen
und Daimler nun schon 18, 23 und 27 Prozent ein, gehören damit
zu den größten Verlierern im Dax.
Der wiederum lechzt nicht nur unter der Last des Handelsstreits,
sondern auch unter der der Regierungskrise in Berlin. Gemeinsam
mit der neuen Regierung in Italien und dem anstehenden
Brexit wird die politische Unsicherheit damit in Europa größer
BÖRSE am Sonntag · 26/18
Jubiläum
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und größer. Dass sich darüber hinaus die Wirtschaftsstimmung
in Deutschland immer weiter eintrübt, darf durchaus als weiteres
fatales Signal gewertet werden. Das Ifo-Institut senkte seine
BIP-Prognose für 2018 zuletzt deutlich von 2,6 auf 1,8 Prozent.
Immerhin eine Differenz von 30 Prozent. Auch für 2019 sind die
Experten nicht mehr so optimistisch wie noch zu Beginn des Jahres.
Anstatt eines Wachstums von 2,1 Prozent rechnen sie ebenfalls
nur noch mit einem von 1,8 Prozent.
Irgendwo zwischen Pessimismus und Optimismus
Der Dax kämpft derzeit also offensichtlich an sehr vielen Fronten.
Dass die Umsätze und Gewinne der in ihm gelisteten Konzerne zu
einem großen Teil weiter steigen dürften, hilft ihm dabei wenig. Zu
präsent scheint die Gefahr einer erneuten Euro-Krise, zu deutlich
schwebt die Angst vor einem globalen Handelskrieg wie ein Damoklesschwert
über dem Markt. Und zu unsicher scheint die Zukunft.
Steht der Dax zu hoch? Aufgebläht durch die ultralockere Geldpolitik
der EZB? Was passiert, wenn die Zinsen wieder steigen? Was
ist eigentlich mit den billionenschweren Schulden, die Staaten und
Unternehmen über die letzten Jahrzehnte angehäuft haben? Oder
den viel faulen Krediten, die nicht nur bei Italiens Banken als große
Risikofaktoren in den Büchern stehen? Es scheint als würden diese
Fragen in letzter Zeit präsenter. Und so bleibt die Stimmung unter
Anlegern angespannt. Doch auch wenn zum 30-jährigen Jubiläum
die Bären dem Dax die Geburtstagstorte bringen, der Blick auf die
Vergangenheit macht Mut für diReidele Zukunft. Schlechte Jahre
gab es schon immer, dem langfristigen positiven Trend jedoch war
das bislang egal. Oliver Götz