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Gut vorbereitet
in die zweite Jahreshälfte
Das erste Halbjahr 2018 war geprägt von einer deutlichen Abschwächung des Hochs an
den Aktienmärkten, begleitet von vielen politischen Unsicherheitsfaktoren. Die Themen
haben sich inzwischen geändert oder weiterentwickelt, doch die Volatilität an den Märkten
scheint anzuhalten. Für Anleger ist dies zwar ein schwierigeres Umfeld, mit der richtigen
Strategie aber auch kein Grund sich zurückzuziehen.
Im Vordergrund stehen in der zweiten Jahreshälfte
vor allem der Protektionismus
und der angespannte Arbeitsmarkt der
USA, die Expansion Chinas und die Entwicklung
der Eurozone nach dem Ende
der quantitativen Lockerung. Das Weiße
Haus scheint in diesen Tagen unberechenbarer
denn je. Erst im Juni hat die Trump-
Regierung Zölle auf chinesische Importe
im Wert von 50 Milliarden US-Dollar erhoben
und drohte sogar mit Zöllen bis zu
200 Milliarden US-Dollar. Weitere Strafzölle
trafen Stahl- und Aluminiumeinfuhren
aus der EU, Kanada und Mexiko.
Präsident Trump warf dem kanadischen
Ministerpräsidenten zudem Unehrlichkeit
und Schwäche vor und kritisierte nebenbei
die deutsche Bundeskanzlerin. Und
dann war da noch die neu geschmiedete
Freundschaft mit dem nordkoreanischen
Regierungschef.
Insbesondere der amerikanische Protektionismus
sollte in den nächsten sechs Monaten
überwacht werden. Bisher haben
die Handelskonflikte wirtschaftlich zwar
noch keine große Bedeutung, doch durch
BÖRSE am Sonntag · 26/18
Kolumne
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derartige Vergeltungsmaßnahmen spitzt sich die Lage weiter zu.
China bezieht nicht genügend Waren aus den USA, um sich mit
denselben Mitteln revanchieren zu können. Daher könnte das
Land eine Ausweitung des Konflikts auf Dienstleistungen, die
Währungsabwertung oder das Reservemanagement in Erwägung
ziehen. Mit einem Tweet kann sich allerdings auch alles schnell
wieder ändern.
Bei der US-Wirtschaft gilt es vor allem auf Anzeichen einer möglichen
Überhitzung zu achten. Gemäß den aktuellen Arbeitsmarktdaten
gibt es in den USA mehr offene Stellen als Arbeitslose. Die
Stärke der US-Wirtschaft könnte mit weiterem Lohnwachstum,
einer höheren Inflation und mit mehr als vier Zinserhöhungen in
den nächsten zwölf Monaten sogar die UBS-Prognosen übertreffen.
Momentan gibt es noch keine Anzeichen für einen markanten
Anstieg der Inflation. Aber da das Wirtschaftswachstum der USA
gerade über dem langfristigen Trend liegt, sollten Anleger Lohnanstiege
und Inflation im Blick behalten.
Auch auf der anderen Seite des Handelskonflikts läuft es auf den
ersten Blick wirtschaftlich ziemlich rund. Das BIP-Wachstum
Chinas erreichte im ersten Quartal 6,8 Prozent und übertraf damit
die Zielvorgabe der Regierung. Ob das Wachstum auch nachhaltig
ist, sei zunächst dahingestellt. Jedenfalls entfällt rund ein Drittel
des globalen BIP-Wachstums allein auf China. Daher könnten Bedenken
über die Konjunktur des Landes die Gewinnaussichten der
Unternehmen weltweit beeinträchtigen. Und eines ist sicher: dieses
Maximilian Kunkel
Chef-Anlagestratege
UBS Deutschland