AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Überrendite
durch Fokus auf defensive Sektoren in
schwachen Konjunkturphase
Mit zunehmender Reife eines Konjunkturzyklus und sich eintrübenden Erwartungen ist
die Umschichtung von zyklischen in defensive Werte ratsam.
Unternehmen, deren Gewinne stark von
BÖRSE am Sonntag · 31/18
Gastbeitrag
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Kilian Stemberger
Mitarbeiter Research &
Portfoliomanagement
sowie
Analyst für quantitative
Portfoliokonzepte und
Datenanalyse bei
der DJE Kapital AG
der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
abhängig sind, sollten also zu Gunsten
von Geschäftsmodellen, die auch in
Zeiten schwacher Konjunktur stabile
Gewinne erwirtschaften, vernachlässigt
werden. Auf Sektorebene führt das zu einem
negativen Testat beispielsweise für
die Automobilbranche, Rohstoffe und
Banken. Demgegenüber steht eine Bevorzugung
der Sektoren Nahrungsmittel &
Getränke, Haushaltsgüter, Versorger und
Gesundheit.
Aktien sind im historischen Vergleich in
dem aktuellen, bereits weit fortgeschrittenen
Zyklus schon seit längerer Zeit
nicht mehr günstig bewertet. Angesichts
geringer Anleiherenditen sind Aktienengagements
aber immer noch attraktiv,
wenn man bei der Sektorallokation den
konjunkturellen Hintergrund berücksichtigt.
Zusammenhänge zwischen Konjunktur
und relativer Sektorperformance
lassen sich mit modernen Methoden
analysieren. So erhält man jederzeit Aufschluss über eine adäquate
Sektorallokation in konjunkturellen Schwächephasen.
Mithilfe eines linearen Regressionsmodells im deutschen, amerikanischen
und japanischen Markt haben wir untersucht, ob
sich die einleitende Argumentation mit Blick auf die genannten
Sektoren Nahrungsmittel & Getränke, Haushaltsgüter, Versorger
und Gesundheit auch in den von uns getesteten Daten seit
1998 widerspiegelt.
Die Auswertung zeigt, dass sich die deutlichsten, negativen Zusammenhänge
zwischen Konjunktur und relativer Sektorperformance
bei den Sektoren Nahrungsmittel & Getränke, Versorger
und Gesundheit erkennen lassen. Relativ zu ihrem Heimatmarkt
hat sich also die Entwicklung der genannten Branchen in der
Vergangenheit umgekehrt zur Veränderung der Konjunkturindikatoren
verhalten. Das heißt, laut dem Regressionsmodell konnte
mit diesen Branchen in Bullenmärkten keine Überrendite erzielt
werden, in Schwächephasen jedoch schon. Während der Konjunkturindikator
für diese drei Sektoren in Deutschland nur zwischen
9 und 16 Prozent der Entwicklung erklärt, liegen diese Werte in
den USA bei über 21 Prozent und in Japan bei über 30 Prozent
deutlich höher. Folglich hat die Veränderung des Konjunkturindikators
Einfluss auf die Sektorentwicklung. Zu guter Letzt ist
bei japanischen Versicherern sowie Öl- & Gas-Unternehmen ein
negativer Zusammenhang erkennbar. Entgegen der anfänglichen