ROHSTOFFE LEBENSART AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN TRADING FONDS ZERTIFIKATE
Tut er aber nicht, denn wie bei jeder anderen Anlageform gilt auch
beim Gold: Die Wechselwirkung macht’s, keine Anlage steht allein
für sich, sondern muss immer im Kontext gesehen werden. Einer
dieser Faktoren: Gold notiert in US-Dollar und wird so maßgeblich
von dessen Wert beeinflusst. Je stärker der Dollar, desto
schwächer der Goldkurs. Das derzeitige Aufblühen der US-Wirtschaft
drückt folglich den Goldpreis. Ähnlich gegensätzliche Entwicklungen
sind häufig zwischen Gold und Aktien zu beobachten,
wenn auch dieser Effekt sich seit Erstarken der Kryptowährungen
etwas abgeschwächt hat.
Gold ist also letztlich weniger eine sichere Anlage, sondern vielmehr
ein volatiles Anlageobjekt, dessen Wertentwicklung sich nur
schwer vorhersehen lässt. Während andere schwankungsreiche
Klassen ihre Anleger auf lange Sicht mit verhältnismäßig höheren
Erträgen belohnen können, ist dies bei Gold nicht der Fall, denn:
Gold wirft keine Rendite im eigentlichen Sinne ab, da Gewinne
lediglich über Preissteigerungen zu verzeichnen sind. Auf Zinsen
und Dividenden müssen Anleger verzichten. Damit ist ein Investment
in Gold mehr als bei anderen Anlageformen eine Frage des
richtigen Timings, sprich: Einstiegs, und damit eine Wette auf die
Zukunft. Hinzu kommt: Physisches Gold frisst Rendite, Tag für
BÖRSE am Sonntag · 31/18
Rohstoff des Monats
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Tag – in Form von Safegebühren nämlich, denn wer will sein Erspartes
schon zu Hause unterm Kopfkissen verwahren?
Bleibt die Rolle des Goldes als Krisenanker in schweren Zeiten.
Bis zu einem gewissen Grad gilt das auch weiterhin – Gold hat
schließlich einen gewissen Sachwert. Zudem zeigt die Historie,
dass die Goldpreisentwicklung oft konträr zur Kursentwicklung
bei Aktien verläuft. Damit kann das Edelmetall Schwankungen
im Portfolio ausgleichen, immer gesetzt den Fall, es ist in einer gesunden
Ratio beigemischt. Doch der Blick in die Bücher zeigt: Es
bedarf schon besonderer Konstellationen, damit Gold seinen Ruf
als Wertverlustschützer rechtfertigen kann. Während die Aktienmärkte
seit 2009 eine ausgelassene Party feiern befindet sich Gold
bis heute in Bärenstimmung – seit seinem Rekordhoch 2011 verlor
der Goldkurs zwischenzeitlich bis zu 40 Prozent.
Letztlich bleibt die Erkenntnis, dass Gold wahrscheinlich auch
deshalb so viele Anhänger hat, weil im Edelmetall zugleich eine
Menge unerschütterliches Prestige steckt – und damit Emotion
und Historie. Was lange währt wird nicht einfach von heute auf
morgen vom privaten Investmentmarkt verdrängt, schon gar nicht,
wenn es so schön glänzt, in Form von Münzen und Barren.
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