AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Aktien bleiben
trotz Handelsstreit attraktiv –
solange die Mischung im Depot stimmt
Der handelspolitische Konflikt zwischen den USA und China lässt die Sorgen
der Anleger wachsen. Der Ausgang des Streits ist unabsehbar und schwankt zwischen
der Furcht vor einer Eskalationsspirale und der Hoffnung auf einen schnellen
„Deal“. Die große Bandbreite an möglichen Entwicklungen spricht für ein breit diversifiziertes
Depot – und keinesfalls generell gegen Aktien.
Die Konfrontation der USA mit China erinnert
zunehmend an den Kalten Krieg –
zumindest rhetorisch. Anfang der 1950er
Jahre wurde im sicherheitspolitischen Establishment
der USA diskutiert, wie die
atomare Überlegenheit bewahrt werden
könnte. Bevor es der Sowjetunion gelang,
die Wasserstoffbombe zu entwickeln, galt
sogar der nukleare Erstschlag als Option.
Heute fühlen sich die Vereinigten Staaten
wieder herausfordert. Denn die wirtschaftliche
und geopolitische Bedeutung Chinas
nimmt weiter zu. So ist die Volksrepublik
auf dem besten Weg, die US-Wirtschaft
innerhalb der nächsten 20 Jahre zu
BÖRSE am Sonntag · 35/18
Kolumne
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überholen.
Die US-Sicherheitsstrategie ist in ihrer
Analyse der Situation knallhart. Darin
heißt es, China stehe den Werten und Interessen
der USA im Weg. Darüber hinaus
versuche die chinesische Regierung,
die Reichweite ihres staatlich gesteuerten
Wirtschaftsmodells zu erhöhen und die Region neuzuordnen. Ich
will diese Bedenken nicht beurteilen, das steht mir nicht zu. Wir
sollten uns allerdings im Klaren sein, dass solche Überlegungen
einen maßgeblichen Einfluss auf die Politik der US-Regierung haben.
Vor diesem Hintergrund wird es wahrscheinlicher, dass der
aktuelle Konflikt zwischen den USA und China nicht vor den anstehenden
US-Zwischenwahlen im November beendet wird.
China stellt Schuldenabbau zurück
Der Handelsstreit kommt für China ungelegen: Die Volksrepublik
ist dabei, die Wirtschaft umzubauen und auf die Zukunft
einzustellen. Dabei war auch der Schuldenabbau zuletzt im Fokus
der Regierung in Peking, um die damit verbundenen Risiken zu
minimieren.
China reagiert nun auf den wirtschaftlichen Druck, indem es den
Schuldenabbau zurückstellt. Gemeinsam mit anderen Maßnahmen
können so die Auswirkungen der Zölle kurzfristig ausgeglichen
und wertvolle Zeit gewonnen werden. Der Schuldenabbau
kann jedoch nicht auf ewig hintan gestellt werden.
Kursgewinne trotz Handelskonflikt möglich
Die Geschichte hat schon mehrfach gezeigt, dass ein Konflikt zwischen
Großmächten nicht gleich fallende Märkte zur Folge haben
Maximilian Kunkel
Chefanlagestratege für
Deutschland in der
Vermögensverwaltung
der Schweizer Großbank
UBS