AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
haben, schrauben sie die Konjunkturerwartungen
auf 1,8 Prozent herunter.
Kurzum: Der seit einigen Jahren anhaltende
Wirtschaftsboom hierzulande verliert
an Fahrt. Auch die Strafzölle des
US-Präsidenten Donald Trump lassen
Deutschland und die Europäische Union
nicht kalt. Zwar ist die EU bislang nur in
geringem Umfang von Zöllen auf Stahl-
und Aluminiumprodukte betroffen, doch
auch in Deutschland zeige die Zolldiskussion
bereits Auswirkungen auf die Exporterwartungen
der Unternehmen, erklärt
Sewing. Und falls Trump seine Drohung
wahrmacht, auch Strafzölle auf Autos zu
erheben, würden europäische Länder tiefer
in den Handelskonflikt hineingezogen
werden. Jetzt schon tief drin: China. Auf
die Hälfte aller Importe fallen Strafzölle
an. Das Weltwirtschaftsklima ist rauer
geworden – das ist kein Geheimnis mehr.
Menschenmassen an der
Wall Street am selben
Tag kurz nach dem
Börsenkrach 1929
Doch derzeit ziehen so dunkle Wolken auf, dass ein Niederschlag
immer wahrscheinlicher wird.
In Europa richten sich die sorgenvollen Blicke derzeit außerdem
auf Italien. Die politischen Anspannungen im EU-Mitgliedsstaat
stellt für die gesamte Euro-Zone eine Gefahr dar – nicht zuletzt,
weil die Europäische Zentralbank (EZB) im Spannungsfeld verschiedener
Interessen steht. Hinzu kommt der Brexit. Bis zum
Jahresende müsse die Europäische Union und die britische Regierung
Lösungen und Übergangsfristen für das Ausscheiden des
Vereinigten Königreiches aus der EU finden, andernfalls würden
die Finanzmärkte zu sensibel auf die Unsicherheit reagieren, erklärt
der Deutsche-Bank-Chef Sewing.
Lockere
Finanzierungsbedingungen
Nach der Lehman-Pleite wurden die Notenbanken zum wichtigsten
Akteur im Schauspiel auf der internationalen Finanzbühne.
Sie senkten sukzessive die Zinsen bis sie ihre historischen Tiefstände
erreicht haben. Das Resultat: Marktliquidität und eine
stabile Wirtschaft. Gleichzeitig stiegen dadurch die Vermögenspreise
– das gilt für Aktien, Anleihen und Vermögenspreise
gleichermaßen. Laut der Bundesbank sind die Immobilienpreise
in deutschen Städten deshalb stark überbewertet. Führen die
Notenbanken nun die Liquidität wieder zurück, könnte dies zu
Verwerfungen führen, so Borio. „Der Preis für kurzfristige Ruhe
sind mögliche Turbulenzen auf lange Sicht“, ergänzt der BIZ-Experte.
Als Hauptgrund für den langen Börsenaufschwung gilt die
extrem ausgeprägte Phase von Niedrigzinsen. Wenn die Notenbanken
also – so wie es seit einigen Monaten passiert – mit der
10 BÖRSE am Sonntag · 40/18
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