AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Vorstandschef Zetsche zieht sich zurück. Die Absatzzahlen schwächeln, und
die Abgaskrise belastet, obwohl der Dieselgipfel dieser Woche noch glimpflich
ausgegangen ist. Zusehends werden Schlüsselaktionäre unruhig, der Aktienkurs
liegt weit unter den Jahreshochs. Ist das die Chance für einen Einstieg?
Die Börse reagiert erleichtert auf die Ergebnisse
des dieswöchigen Dieselgipfels.
Anleger haben offenbar keine Angst vor
zu großen finanziellen Belastungen für die
Autokonzerne, es hätte schlimmer kommen
können. Und so sind die Aktien von
Daimler im Gefolge der Berliner Entscheidungen
erst einmal gestiegen. „Das war ein
Erleichterungshüpfer, mehr aber nicht“,
sagte ein Händler in Frankfurt. Immer
mehr Analysten sind für die Daimleraktie
nicht mehr so optimistisch.
Die Daimler-Aktie hat in einem halben
Jahr 20 Prozent ihres Wertes verloren.
Zwölf Milliarden Euro an Marktkapitalisierung
sind vernichtet und viele Anleger
fragen sich - ist die Aktie nun zum Wiedereinstieg
reif oder handelt es sich um das
sprichwörtlich fallende Messer, in das man
besser nicht hineingreift.
Die Optimisten verweisen auf starke Bilanzzahlen,
die Geschäfte liefen nach wie
vor gut, die Dividendrendite liege bei fast
7 Prozent. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis
sei mit weniger als 7 extrem niedrig. Die
Netto-Liquidität des Industriegeschäfte
liege bei stolzen 14,5 Milliarden Euro. Die jüngsten Quartalszahlen
zeigten, das Mercedes-Autos insbesondere in Asien auf weiterhin
lebhafte Nachfrage stießen - und das seien die Schlüsselmärkte
der Zukunft. In China konnte mit einem Plus von 11% ein
Absatzrekord erzielt werden. Südkorea (+9%) und Indien (+34%)
verbuchten ebenfalls neue Verkaufsbestwerte. Im ersten Halbjahr
2018 hat Mercedes mehr Fahrzeuge als je zuvor in einem Halbjahr
verkauft. Seit Jahresbeginn wurden 1.188.832 Fahrzeuge mit dem
Stern an Kunden weltweit ausgeliefert.
Kurzum: Es sei Zeit für ein Comeback. Die Pessimisten warnen
hingegen: Der Absatz habe insgesamt seinen Zenit überschritten,
so verkaufte Daimler im September in den USA deutlich weniger
Autos als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Mercedes-Benz
USA habe 26169 Fahrzeuge abgesetzt, teilte das Unternehmen mit.
Das war ein Minus von 9,8 Prozent im Vergleich zum September
2017. Hier wurden anhaltende Verzögerungen bei der Verfügbarkeit
vieler beliebter neuer Modelle für die Entwicklung verantwortlich
gemacht.
Vor allem aber in der Dieselkrise drohten noch böse Überraschungen,
und Daimler sehe sich Betrugsvorwürfen und staatsanwaltschaftlichen
Ermittlungen ausgesetzt. Außerdem sei man mit der
Entwicklung von Elektroautos zu langsam. Und mit dem Neely-
Eigentümer Li Khufu habe Daimler seit Februar einen unangenehmen
Großaktionär an Bord. Auch andere Schlüsselaktionäre
werden ungemütlich, etwa das Kölner Fondshaus Flossbach von
Storch, das mit rund 18 Millionen Aktien etwa 1,8 Prozent der
13 BÖRSE am Sonntag · 40/18