AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Ola Källenius
Daimler-Anteile hält. Mit ihrem Investment sind die Rheinländer
aber alles andere als zufrieden. Bert Flossbach, Gründer und Chef
von Flossbach von Storch, fordert im Handelsblatt eine tiefgreifende
Reform der Konzernstruktur. „Man sollte Pkw und Trucks
in zwei separate Einheiten trennen“, fordert Flossbach. Die bisherige
Struktur sei antiquiert. „Dieser Ansatz dient vor allem dazu,
Besitzstände zu wahren und Pöstchen zu verteilen“, befürchtet
Flossbach. In seinen Augen gebe es im Vorstand und Aufsichtsrat
von Daimler „eine Kultur des Besitzstandswahrens“.
Die Skeptiker befürchten, dass bei Daimler nach den Jahren des
Erfolges nun eine Strategiekrise drohe. Der vorzeitige Abgang von
Zetsche - der promovierte Ingenieur ist im Mai 65 Jahre alt geworden,
regulär läuft sein Vertrag erst Ende 2019 aus - sei daher
ein Warnsignal. Tatsächlich heißt es in Daimlers Ad-hoc-Mitteilungder
Aufsichtsrat wolle „in Anbetracht der Herausforderungen
der Transformation in der Automobilindustrie rühzeitig die Weichen
für eine geeignete Nachfolge stellen“. Will heißen: Daimler
steht vor tiefgreifenden Veränderungen, die Risiken des Geschäfts
steigen.
Zetsche will nach Ablauf einer zweijährigen „Abkühlphase“ den
Vorsitz des Aufsichtsrates von Manfred Bischoff übernehmen.
Dessen Amtszeit läuft 2021 aus. Zetsches Nachfolger Källenius
wurde für eine Amtszeit von fünf Jahren berufen. Markus Schäfer,
Bereichsvorstand Produktion und Einkauf bei Mercedes-Benz
Cars, übernimmt Källenius' Ressort der Konzernforschung.
Auch Källenius wird um Gewinnwarnungen kaum herum kommen.
Ob Daimler, Continental oder BMW. Die Zahl der «Gewinnwarnungen
» aus der Autobranche nimmt zu. Ursachen sind der neue
Abgasprüfzyklus, Rückrufe und Handelskonflikte. Das Kraftfahrt-
Bundesamt hat allein im August rund 700.000 Mercedes-Autos
zurückgerufen. In immer kürzerer Folge werden die Autobosse zu
Gipfeln nach Berlin einbestellt, der Ton, den die Politiker dabei
Daimler Stand: 5.10.2018
14 BÖRSE am Sonntag · 40/18
Foto: © Daimler AG