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Analyst Brian Nowak sieht stark steigende
Umsatzmargen und dadurch die Möglichkeit
weiter zu investieren und gleichzeitig
höhere Gewinne zu erwirtschaften.
Trägt das Geschäftsmodell?
Neben vielen optimistischen Ausblicken
gibt es auch warnende Stimmen zu Amazon.
Dazu zählt auch der renommierte
Einzelhandels-Guru Doug Stephens.
Zum einen verweist er auf große Firmen,
die trotz ihrer Größe ins Wanken geraten
wie z. B. Walmart. Stephens kritisiert,
dass Bezos möglicherweise falsch liegt,
wenn er davon ausgeht, dass sich das Geschäftsmodell
von Amazon nicht weiterentwickeln
muss und Kunden weiterhin
nur schnell und preiswert kaufen wollen.
So wie Walmart früher den Online-
Handel verschlafen hat, könnte Amazon
neue Bedürfnisse der Konsumenten nicht
wahrnehmen. Stephens prognostiziert,
dass das Einkaufsgefühl der Zukunft wieder
kommunikativer und sinnlicher sein
wird als es das einsame Drücken des Bestell-Buttons bei Amazon
vermuten lässt. Zudem würden die schlechten Arbeitsbedingungen
bei Amazon auf das Unternehmen zurückschlagen.
Bernie Sanders, linkes Enfant terrible der US-Politik in gereiftem
Alter, fordert mit seinem Gesetzentwurf „Stop Bad Employers by
Zeroing Out Subsidies Act“ – informell auch „Stop BEZOS“ genannt
–, dass Unternehmen, die ihre Angestellten so schlecht bezahlen,
dass sie staatliche Leistungen in Anspruch nehmen müssen,
für diese Leistungen steuerlich zur Kasse gebeten werden.
Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt unter Investoren eine immer
höhere Bedeutung. Hier kann das Unternehmen, wie andere Online
Händler auch, eher nicht punkten. Verbraucherschützer und
Politiker monieren die Vernichtung von zurückgeschickten Waren
und rufen nach gesetzlichen Verboten. Amazon hat die von
ihm so bezeichneten „Destroy“-Programme selbst durchgeführt
und auch den Marktplatz-Händlern angeboten. Abhilfe könnte
die Erhebung von Gebühren bei den Kunden schaffen, aber aus
Konkurrenzgründen ist Amazon und seine Konkurrenten in der
Hinsicht eher vorsichtig. Zumindest bei der aktuellsten Ankündigung
des Unternehmens, zu Weihnachten noch mehr Auswahl
an Christbäumen in den unterschiedlichsten Größen anzubieten,
sollte ein „Destroy“-Programm nach dem Fest wenig Probleme
bereiten. Christian Bayer
20 BÖRSE am Sonntag · 40/18
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