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Warum die
Inflation schneller steigen könnte,
als viele denken!
Selten zeigten sich Anleger in Sachen Inflation so sorglos wie derzeit. Dabei spricht so
einiges für ein genaueres Hinsehen. Geht es nach Neil Dwane, Global Strategist bei Allianz
Global Investors, sind die Voraussetzungen für einen unerwarteten Anstieg durchaus gegeben.
Warum, und wie sich Anleger darauf vorbereiten können, erklärt er hier.
Einst war sie unter Investoren gefürchtet,
doch seit fast vier Jahrzehnten spielt die
Inflation keine große Rolle mehr – weder
in der Weltwirtschaft noch in den Strategien
vieler Investoren. Sorglosigkeit macht
sich breit, sowohl unter Verbrauchern (die
sich über niedrige Inflationsraten freuen)
als auch unter Anlegern (die bei niedriger
Inflation keinen Druck verspüren, höhere
Realrenditen erzielen zu müssen).
Notenbanken streben dagegen in der Regel
ein bestimmtes Inflationsniveau an, um
das Wachstum ihrer Volkswirtschaften zu
unterstützen. In den zurückliegenden Jahren
lag dieses Inflationsziel bei zwei Prozent
pro Jahr. Nach der Finanzkrise haben
die Zentralbanken die Geldmenge mit
niedrigen Zinsen und quantitativen Lockerungsmaßnahmen
jedoch massiv ausgeweitet,
ohne dass es zu einer wesentlichen
24 BÖRSE am Sonntag · 40/18
Inflationierung kam.
In den Jahren nach Finanzkrise
ist die Inflation trotz massiver
Geldmengenausweitung der Notenbanken
kaum gestiegen
Die Inflation wird durch mehrere disinflationäre
Kräfte (wie etwa die Alterung der
Gesellschaft und der Rückgang der globalen Erwerbsbevölkerung)
in Schach gehalten, deren Dynamik bislang nicht nachzulassen
scheint. Hinzu kommen steigender Wettbewerbsdruck und die zunehmende
Digitalisierung der Wirtschaft, die den Unternehmen
das Anziehen der Preisschraube erschweren. Im Zuge dieser beunruhigenden
Entwicklungen steigt das Risiko, dass Notenbanken
bei der Umsetzung ihres Inflationsmandats falsche geldpolitische
Entscheidungen treffen.
Gründe für einen möglichen Inflationsanstieg
Auch wenn die Inflation derzeit gebannt scheint, sollte sie nicht
unterschätzt werden. Nach unserer Einschätzung gibt es mehrere
Gründe, die für einen möglichen unerwarteten Inflationsanstieg
sprechen:
1 Die Ölpreise scheinen weiterhin um die Marke von 75 USDollar
pro Barrel zu pendeln, was sich als inflationsfördernd erweisen
könnte. Ein Ölschock im Nahen Osten könnte die Preise noch
weiter nach oben treiben.
2 Die divergierende Notenbankpolitik der großen Währungsräume
trägt zur Volatilität an den Devisenmärkten bei. Vom
Außenhandel abhängige Länder laufen Gefahr, über schwächere
Währungen Inflation zu importieren – mit negativen Folgen für
die realen Konsumausgaben und Investitionen.
3 China treibt die Reform der Staatsunternehmen voran und
verlagert den Fokus seiner Exporte von der Beschäftigungssicherung
auf die Wertschöpfung. Von höherpreisigen Gütern könnten