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Wirecard-Aktie
weiterhin mit
deutlichem Kurspotenzial
Im Zuge des schwächelnden Gesamtmarktes musste die Wirecard-Aktie zuletzt und nach
einem bis dato phänomenalen Börsenjahr ein paar herbe Verlusttage wegstecken.
Mit einem
derzeitigen Kurs von rund 152 Euro ist das Rekordhoch aus dem September bei
knapp 196 Euro deutlich in die Ferne gerückt. Langfristig jedoch bietet das Papier gewaltige
Chancen. Commerzbank-Analyst Marc Gemeinder analysiert.
Wirecard gehört zu den größten Anbietern
für die Verarbeitung von Zahlungen
im Online-Handel und profitiert damit
überproportional von einem anhaltenden
strukturellen Trend hin zu online vertriebenen
Waren und Dienstleistungen und
einer diesbezüglich benötigten mobilen
bargeldlosen Zahlungsabwicklung. Die
Aschheimer haben dabei ein Produktuniversum
geschaffen, das langfristige
Kundenbindungen generiert und gleichzeitig
ein Abgrenzungsmerkmal zu den
reinen Zahlungsdienstleistern darstellt.
Das Geschäftsmodell ist eng verknüpft
mit einer Multikanal-Softwareplattform,
die fertige „End-to-End“-Lösungen branchenübergreifend
für Kunden zur Verfügung
stellen kann. Für die Herausgabe
eigener Zahlungsinstrumente in Form
von Karten oder mobilen Zahlungslösungen
stellt Wirecard die komplette
Infrastruktur inklusive der notwendigen
„Issuing-Lizenzen“ (Autorisierung)
für Karten- und Kontoprodukte mittels
der vorhandenen eigenen Banklizenzen
bereit.
Exponierte Marktposition und starkes zweites
Standbein
Durch das Geschäftsfeld „Acquiring & Issuing“, welches die Lizenzgeschäfte
der Wirecard-Bank abbildet, hat Wirecard ein zweites
starkes Standbein aufgebaut und die Abhängigkeit vom aktuell
größeren Bereich „Payment Processing & Risk Management“ reduziert.
Der Großteil des Konzernumsatzes – im Geschäftsjahr
2017 rund 69 Prozent – wird mittelfristig jedoch weiterhin von
den dort erwirtschafteten Transaktions- und Servicegebühren getragen.
Hier wird auch in Zukunft mit dem vergleichsweise stärkeren
Wachstum gerechnet.
Die Kundennachfrage ist breit gefächert, wobei diese bislang am
häufigsten aus den Sektoren Konsumgüter, Digitale Güter beziehungsweise
Reisen und Mobilität zu verzeichnen ist. Wirecards
Kundenstruktur und die diesbezüglichen Geschäftsmöglichkeiten
sind somit vielfältig.
Um die derzeit exponierte Marktposition zu verteidigen, sind auch
künftig umfangreiche Investitionen erforderlich, um den technologischen
Vorsprung gegenüber Wettbewerbern wie Worldpay zu
halten beziehungsweise ausbauen zu können. Daher ist es wenig
überraschend, dass fast jeder zweite Mitarbeiter im Forschungs-
und Entwicklungsbereich angesiedelt ist, um für Wirecard weiteres
Know-how kontinuierlich aufzubauen. Viele der im Jahr
2017 neu hinzugewonnenen Mitarbeiter sind auf die getätigten
18 BÖRSE am Sonntag · 44/18
Marc Gemeinder
Commerzbank-Analyst