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Euro allein durch Treibstoffkosten und Sonderbelastungen durch
Flugausfälle und Verspätungen“, rechtfertigte Spohr die schwachen
Quartalszahlen am Dienstagmorgen. Konkret heißt das: In
den letzten neun Monaten stiegen die Kosten für den Treibstoff
gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 536 Millionen Euro. Und
im Gesamtjahr sei sogar mit einem Anstieg um 850 Millionen zu
rechnen. Die Fluggesellschaft wolle die explodierenden Kerosinkosten
aber durch höhere Ticketpreise ausgleichen: „Fliegen kann
und wird bei einem Preis von über 80 Dollar pro Barrel nicht so
günstig bleiben können wie es bei einem Preis von 30 Dollar pro
Barrel ist“, beruhigt Spohr die Aktionäre mit Blick auf den größten
Kostenblock der Lufthansa Group.
Spohr zieht Konsequenzen: Er tritt auf die Wachstumsbremse. Das
Flugangebot soll nur noch um acht Prozent wachsen – obwohl der
Gesamtmarkt um zehn Prozent zulegt. Und im Sommer will sich
die Airline nur noch halb so stark steigern wie im laufenden Jahr
– nämlich um 3,8 Prozent. Damit würde sich der Konzern an den
Kapazitäten der Flughäfen orientieren.
Flugchaos im Sommer
Ausfälle, Verspätungen, Chaos. Für viele Flugreisende waren die
Sommerferien mit Hindernissen verbunden. Ärgerlich für die Passagiere.
Sehr ärgerlich für die Fluggesellschaft, die dadurch enorme
Sonderbelastungen tragen muss. "Allein bei den Lufthansa Airlines
mussten 18.000 Flüge gestrichen werden. Das entspricht einer
Schließung unseres Frankfurter Flughafens von zwei Wochen.
Über 1,7 Millionen Fluggäste unserer Airlines waren von Annullierungen
betroffen. Damit hätten wir über 3000 Airbus A380
füllen können. Die Hauptleidtragenden waren ganz, ganz klar leider
unsere Kunden.", erklärte Spohr. Lufthansa habe deshalb 350
Millionen Euro an Entschädigungen in den vergangenen neun
Monaten geleistet.
Positiv fällt hingegen auf, dass die sogenannten Stückerlöse in den
ersten neun Monaten um 0,3 Prozent zugelegt haben. Gleichzeitig
blieben die Stückkosten, exklusive der nicht beeinflussbaren Kerosinpreise
und Währungsschwankungen, stabil – bei der Kernmarke
Lufthansa sanken sie sogar um ein Prozent.
Fazit
Der Rückblick auf die letzten neun Monate zeigt: Lufthansa verdient
weiterhin viel Geld. Die Kranich-Airline war die größte
Profiteurin der Air-Berlin-Pleite und die größte Gewinnerin im
Dax 2017. Von dem Rekordhoch im Januar Anfang des Jahres bei
31,26 Euro ist die Lufthansa AG zwar derzeit weit entfernt, doch
das jüngst vorgestellte Zahlenwerk zeigt, dem Luftfahrtkonzern
aus Köln geht es gut.
Für das kommende Jahr sagen Experten weiter steigende Kerosinpreise
voraus. Hier rechnet die Lufthansa-Gruppe mit Mehrkosten
von rund 900 Millionen Euro, die sie größtenteils mit höheren
Ticketpreisen kompensieren möchte. So zumindest der Plan. Inwiefern
das gelingt, bleibt offen. Florian Spichalsky
29 BÖRSE am Sonntag · 44/18
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