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Bayers Abstieg in die
Unterwelt
Bayer führt nach der MonsantoÜbernahme
eine Abwehrschlacht
gegen Glyphosat-Klagen. Der drohende
Schaden ist nicht nur groß,
er ist gewaltig. Der Aktienmarkt
quittiert das mit Milliardenverlusten
beim Börsenwert. Doch
BÖRSE am Sonntag · 44/18
Schliekers Woche
04
reicht das?
Dem Bayer-Chef muss es wie ein falscher
Film vorgekommen sein – das Urteil
im ersten Monsanto-Glyphosat-Prozess:
Zwar senkte die Richterin in den USA
die Millionensumme an Schadensersatz
und Strafzahlung. Aber den Prozess neu
aufzurollen vermochte sie nicht. Bayer
kämpft zwar weiter – aber die Fronten
vermehren sich rasch. An die 8.700 Fälle
stehen zur Entscheidung an. Jedes Mal
geht es darum, den Unkrautvernichter
mit Krankheitsfällen der Anwender in
Verbindung zu bringen.
Im jetzt entschiedenen Prozess hatte der Arbeiter monatlich
Glyphosat ausgebracht – viel zu häufig also, wenn man nach
der Anwendungsanleitung geht. Seine Krebserkrankung will er
als Folge des Glyphosateinsatzes betrachtet wissen – was ihm
gelang, indem das Gericht die Erklärung der Weltgesundheitsorganisation
WHO, Glyphosat sei möglicherweise krebserregend
für bare Münze nahm. Es existieren allerdings keine Studien,
die so einen Zusammenhang nachgewiesen hätten.
Bayer-Chef Werner Baumann äußerte sich in der abgelaufenen
Woche in St. Louis, dem Sitz von Monsanto dennoch zuversichtlich,
was die Strategie des Unternehmens angeht. Von einer
Aufspaltung Bayers, den Börsengang etwa des Tiergesundheitsgeschäfts,
wollte er nichts wissen. Dabei wäre so ein Schritt gut
geeignet, den riesigen Schuldenberg das Unternehmens etwas
abzutragen. Was den Fall des krebskranken Klägers Dwayne
Johnson angeht, kündigte der Bayer-Chef Berufung durch alle
Instanzen an. Man werde die tausende Klagen stets abwehren
– nur wenn die Kosten der Verteidigung höher wären als eine
Vergleichszahlung, werde man diese vorziehen. Diese Ankündigung
wirft ein Licht auf die US-Rechtsprechung: Obwohl
Bayer davon überzeugt ist, der Unkrautvernichter bedeute kein
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