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Auch wenn die Erstzeichner offenbar viel
zu viel für Vapiano-Aktien gezahlt haben
- insgesamt laufen die Geschäfte zwar
enttäuschend, aber nicht so dramatisch
schlecht wie es der Aktienkurs vermuten
lässt. Eher durchwachsen. Einerseits setzt
sich die dynamische Expansion fort. Jeden
Monat werden zwei neue Restaurants eröffnet,
so dass die internationale Präsenz auf
225 Restaurants in 33 Ländern ausgebaut
wurde. Das Take-Away- und Lieferservice-
Angebot bietet Vapiano inzwischen an 110
Standorten in 17 Ländern an. Frankreich
steht derzeit besonders im Fokus.
Der Konzernumsatz stieg in den ersten
neun Monaten immerhin um 15,0 Prozent
auf 271,4 Millionen Euro. Vapiano
eröffnete in den ersten neun Monaten
2018 weltweit 18 Restaurants, 13 der neu
eröffneten Restaurants sind Corporate
und Joint Venture Restaurants, fünf Restaurants
werden durch konzernexterne
Franchisenehmer betrieben. Zum 30. September betreibt das Unternehmen
damit 220 Restaurants in 33 Ländern. Das Take Away-
und Home Delivery-Angebot bietet Vapiano inzwischen an 120
Standorten in 16 Ländern an.
Das langanhaltende Hochsommerwetter hat der Kette schwer geschadet,
in Schweden häufen sich zudem teuren Managementfehler
und insgesamt kostet das Wachstum einfach mehr Geld als
gedacht. Vapiano-Halfmann hofft nun auf die Wirkung seines
Sparprogramms: „Wir arbeiten fokussiert daran, dieses Programm
strukturiert und nachhaltig umzusetzen, so dass wir erste positive
Ergebnisse für das vor uns liegende Jahr 2019 erwarten.“ Halfmann
wollte eigentlich 2020 die Gewinnzone erreichen und verspricht
sich Rückenwind vom Konsumtrend: „Weltweit wächst der
Markt für italienische Küche um neun Prozent, bei Burgern sind
es dagegen nur drei Prozent. Diesen Trend nutzen wir.“
Anders als McDonalds setzt Vapiano nicht so radikal auf Franchising
sondern will die Restaurant gerne selbst betreiben. Nur
etwa 40 Prozent der Vapiano Restaurants sind franchisegeführt,
insgesamt in 33 Ländern. Insgesamt ist die Wachstumsgeschichte
von Vapiano intakt, das Konzept überzeugt die Kunden, allerdings
ist die Expansion teurer als gedacht, die Gewinnzone wird nur
planmäßig erreicht, wenn man etwas langsamer expandiert. Darum
sind strategische Fragen bei Vapiano derzeit ganz oben auf der
Tagesordnung. Ein De-Listing muss es nicht werden. Aber man
drosselt die Wachstumsgeschwindigkeit massiv und beschreitet
damit einen neuen strategischen Pfad. Andererseits verliert man
damit Momentum, den europäischen Markt nun konsequent zu
erobern und Skaleneffekte zu nutzen.
Auch die Hoffnung darauf, dass sich so ein heißer und geschäftsschädigender
Sommer kaum wiederholt, ist nur ein schwacher
Trost für die Erstaktionäre - ihr Weg zurück in die Gewinne ist
sehr weit. Anleger wie Analysten haben massiv Vertrauen verloren.
Sie verweisen nicht nur auf die verfehlten Bilanzprognosen sondern
auch auf die mittlerweile hohe Verschuldung von mehr als 150
Millionen Euro. Vapiano steht an einem „defining Moment“. Für
Spekulanten eine herrliche Situation. Wim Weimer
Vapiano Stand: 30.11.2018
16 BÖRSE am Sonntag · 48/18