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China
China hat sich in den vergangenen Jahren mit kräftigem Wirtschaftswachstum
zu einem wichtigen Treiber der Weltkonjunktur entwickelt. Als
zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist China inzwischen für rund 15
Prozent der globalen Wirtschaftsleistung verantwortlich. Doch die Erfolgsgeschichte
hat auch Schattenseiten. China wird als wirtschaftliches und
politisches Schwergewicht in verschiedener Hinsicht zu einer Herausforderung,
insbesondere für die westlichen Industrienationen. Eine Analyse
von Berenberg-Senior Economist Dr. Jörn Quitzau in Zusammenarbeit mit
André Broders.
1. Konjunkturell
Chinas Wirtschaft ist im abgelaufenen
Jahr nach bisheriger Datenlage um 6,6
Prozent gewachsen. Damit hat China
sein Wachstumsziel von 6,5 Prozent offiziell
erreicht. Für die kommenden beiden
Jahre erwarten wir etwas niedrigere
Wachstumsraten von 6,1 Prozent (2019)
und 5,9 Prozent (2020). Da die Löhne
inzwischen stark gestiegen sind, hat sich
Chinas Wettbewerbsvorteil verringert.
Für einen weiteren Rückgang der wirtschaftlichen
Dynamik sprechen auch
Konjunkturindikatoren wie zum Beispiel
das gesunkene Verbrauchervertrauen oder
zurückgehende Autoverkäufe. Die einfach
zu realisierenden Aufholeffekte gegenüber
den etablierten Industrienationen sind
inzwischen abgearbeitet. Ein generelles
Problem ist die Verlässlichkeit der chinesischen
Daten. Es gibt Indikatoren, die dafür
sprechen, dass das reale BIP im vierten
Quartal 2018 im Vergleich zum Vorjahr
nur um etwa drei Prozent zugelegt haben
könnte. Die Unzuverlässigkeit der offiziellen
Daten trägt zu den Sorgen über die
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chinesische Konjunktur bei.
Wachstumsziel Chinas
perspektivisch schwer erreichbar
Wir halten das Wachstumsziel Chinas
in Höhe von 6,0 bis 6,5 Prozent perspektivisch
für schwer erreichbar. Die
chinesische Führung versucht es zurzeit
dennoch zu erreichen – mit Einer expansiven
Geld-und Fiskalpolitik. Das
baut zunehmend Kreditrisiken und eine
steigende Schuldenlast auf. Allerdings
reichen die Lockerungsmaßnahmen des
Jahres 2018 bisher kaum aus, um in der
Realwirtschaft ausreichend Wirkung zu
zeigen. Es wird für China also schwieriger,
das gewünschte Wachstum mithilfe
geld-und fiskalpolitischer Maßnahmen
zu erreichen.
Zudem bleiben die Schulden zu beobachten.
Die Staatsschulden sind in den
vergangenen 10 Jahren von 30 auf 50
Prozent des BIP gestiegen. Das ist nach
westlichen Maßstäben nicht viel, für ein
Schwellenland allerdings recht hoch.
Wichtiger ist die Verschuldung im Unternehmenssektor,
sie ist inzwischen auf
gut 160 Prozent des BIP gestiegen.
Quitzau, Dr. Jörn
Leitender Volkswirt
bei der Berenberg Bank