Das wirkt sich auch auf das BIP vieler Länder
aus. Trotz einiger – überwiegend konjunkturell
bedingter – Wachstumsdellen
fiel die Entwicklung doch recht nachhaltig
aus. Für Deutschland hat der IWF seine
Wachstumsprognose von 1,9 Prozent auf
1,3 Prozent korrigiert – dennoch geht es
weiter voran.
Auf der anderen Seite der europäischen
Waagschale liegen aber einige politische
Unsicherheiten, die es zu berücksichtigen
gilt. Insbesondere rückt die Brexit-Deadline
unweigerlich näher. Vor dem Hintergrund
der weiter anhaltenden Verunsicherung
wären viele Anleger bereits dankbar,
wenn endlich, endlich eine Entscheidung
fallen würde, selbst wenn sie auf den Titel
„Hard Brexit“ hören würde. Alle bis auf
die glühenden Brexiteers sind sich einig,
dass diese Variante die am wenigsten beliebte
sein dürfte, aber immerhin würde
mit einer Entscheidung endlich die Ungewissheit
aus den Märkten verschwinden
können. Neben dem Brexit (oder
Brexitus?) sollte für Investoren auch die
Politik der EZB wieder mehr in den Fokus
rücken. Diese dürfte das Ende der
unbegrenzten Geldschöpfung, mit dem
Ziel, durch Anleihekäufe taumelnde
Staatshaushalte zu stabilisieren, einläuten
und so Auswirkungen auf die Zinsstrukturkurven
haben.
In den USA bestimmen ebenso politisch
geprägte Sorgen das Bild. Man kann für
das Jahr 2019 davon ausgehen, dass rund
um Donald Trump keine Ruhe einkehrt.
Der Handelskonflikt mit China hat die
Bühne noch nicht verlassen, großes Unbehagen
im Zusammenhang mit geldpolitischen
Entscheidungen ist ebenso
vorhanden. Doch die robusten Fundamentaldaten
in den USA sorgen für eine
gesunde Basis, die moderate Erwartungshaltung
an Unternehmensgewinne schafft
neuen Raum für Überraschungen. Letztendlich
ist die Situation für Europa und
die USA also ähnlicher als man denkt:
Es herrscht eine große Portion Skepsis
auf beiden Seiten, doch die Vorzeichen
für eine nachhaltige Erholung stehen
gut. Fundamentale Stärke, politischer
Stillstand und Luft nach oben bei der
Marktstimmung. Ein global aufgestelltes
Portfolio schafft es, beide Seiten einzufangen
und wertvolle Diversifikationseffekte
zu erzeugen. Einmal mehr sollte es nicht
„USA oder Europa?“, sondern „USA und
Europa“ heißen. Torsten Reidel
37 BÖRSE am Sonntag · 05/19
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