AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Gastbeitrag
Die deutsche Wirtschaft
befindet sich
in einem Abschwung
Dr. Klaus Wohlrabe
Stellvertretender Leiter
des ifo Zentrums für
Makroökonomik und
Befragungen
In den deutschen Chefetagen wächst die Unruhe. Der ifo Geschäftsklimaindex
ist im Januar auf 99,1 Punkte gefallen, nach 101,0 Punkten im
Dezember. Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2016. Die aktuelle
Geschäftslage wurde etwas weniger gut beurteilt. Die Erwartungen
haben sich sogar massiv verschlechtert. Sie sind erstmals seit Dezember
2012 leicht pessimistisch.
Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Index
erneut merklich gesunken. Dies war vor
allem auf deutlich pessimistischere Erwartungen
der Firmen zurückzuführen. Auch
ihre aktuelle Lage schätzten sie etwas weniger
gut ein. In allen wichtigen Industriezweigen,
außer der chemischen Industrie,
verschlechterte sich das Geschäftsklima.
Die Kapazitätsauslastung sank um 0,7
Prozentpunkte auf 86,3 Prozent. Sie liegt
allerdings immer noch über dem langjährigen
Durchschnitt von 83,7 Prozent. Im
Dienstleistungssektor hat der Geschäftsklimaindex
auf hohem Niveau nachgegeben.
Verantwortlich dafür waren weniger optimistische
Erwartungen. Die Unternehmen
beurteilten ihre aktuelle Lage hingegen
besser. Auch im Handel sank der Index
merklich. Der Ausblick der Händler auf
die kommenden Monate trübte sich deutlich
ein. Mit der aktuellen Lage waren sie
jedoch etwas zufriedener. Das Bauhauptgewerbe
erlebte erstmals seit langer Zeit
einen deutlichen Dämpfer. Das Geschäftsklima
verschlechterte sich markant. Beide
Klimakomponenten sanken merklich. Die
aktuelle Geschäftslage befindet sich jedoch
weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.
Die deutschen Unternehmen stellen weiterhin
neue Mitarbeiter ein, aber etwas zurückhaltender
als zuletzt. Das ifo Beschäftigungsbarometer
ist im Januar auf 103,0
Punkte gefallen, nach 104,1 Punkten im
Dezember. Die zunehmende Sorge um die
deutsche Konjunktur lässt die Unternehmen
bei ihren Beschäftigtenplänen etwas
zurückhaltender werden. Das Beschäftigungsbarometer
gab in allen vier Sektoren
nach. Dennoch planen die Unternehmen,
ihren Mitarbeiterstamm weiterhin zu vergrößern.
Der stärkste Rückgang war im
12 BÖRSE am Sonntag · 10/19