Zusammenstellung anhand jener Faktoren ausgerichtet werden, die
den Abschwung mitverursachen. Hier empfehlen sich beispielsweise
ein Grundstock an weniger wirtschaftssensitiven Aktienwerten, ein
erhöhter Cash-Bestand, je nach Marktumfeld auch verstärkt festverzinsliche
Anleihen, eventuell ergänzt durch Short- oder Put-Optionen.
Schätzen Sie außerdem permanent ab, ob sich der fundamentale Abschwung
fortsetzt oder ein zeitnaher Wiedereinstieg gefragt ist – hier
kann die plakative „18 Monats-Regel“ zu Hilfe genommen werden.
Bärenmärkte sind zeitlich begrenzt, und wer sich länger als eineinhalb
Jahre aus den Märkten zurückzieht, erhöht das Risiko, am Ende den
fulminanten Start des nächsten Bullen zu verschlafen.
Selbst wenn Sie den richtigen Zeitpunkt zur Portfolioumstellung verpasst
haben, ist das kein Grund, das Handtuch zu werfen. Immer
daran denken: Jedem Bärenmarkt folgt ein Bullenmarkt. Ein Blick
auf die Börsengeschichte zeigt, dass Ihr Portfolio langfristig sogar
dann beträchtlich gestiegen wäre, wenn Sie stoisch jeden Bärenmarkt
ertragen hätten, ohne defensiv umzuschichten. Trotz Abwärtsphasen
steigen die Märkte mit der Zeit kontinuierlich. Die historischen Daten
belegen: Egal wie heftig ein Bärenmarkt ausfällt, der darauffolgende
Bullenmarkt ist fast immer stärker und länger. Betrachtet man die
letzten 13 Bären- und Bullenmärkte im S&P 500, ergeben sich für
Bärenmärkte eine durchschnittliche Dauer von 21 Monaten und
gemittelte Indexverluste von rund 40 Prozent. Die Bullen hingegen
zeigen sich stärker und zäher mit einer Durchschnittsdauer von 57
Monaten und einer positiven S&P-Performance von 165 Prozent.
Lassen Sie sich im Fall der Fälle nicht durch einen langatmigen Bärenmarkt
von Aktien abschrecken. Wer hätte zum Beispiel gedacht,
dass die Finanzkrise 2008 Ausgangpunkt des längsten Bullenmarkts
der Geschichte werden würde? Anhand eines kleinen Rechenbeispiels
lässt sich gut nachvollziehen, dass selbst ein sehr schlechtes
Timing für langfristige Anleger nebensächlich ist. Angenommen
man hätte als Einstiegszeitpunkt den Oktober 2007 gewählt, als
der S&P 500 noch bei seinem damaligen Allzeithoch von 1.576,09
Punkten stand, dann wären die nächsten 17 Monate kein Zuckerschlecken
gewesen: Aktien hatten mit Wertverlusten zu kämpfen,
der Immobilienmarkt kollabierte und die Finanzkrise brach los. Der
S&P fiel auf 666,79 Punkte und 57,7 Prozent der Investition wurden
vernichtet. Bei einem Anlagevolumen von 10.000 Euro wären
nur noch 4.230 Euro vorhanden gewesen. Doch wer in der Krise
standhaft blieb, konnte sich seit März 2009 freuen. Denn mit Beginn
des aktuellen Bullenmarkts hat der S&P 500 mehr als 400
Prozent zugelegt. So stünde unser hypothetischer Anleger ab Oktober
2007 heute mit 17.720 Euro, also einem Plus von 77,2 Prozent,
nicht schlecht da. Warum also Angst vor dem Bären haben, wenn
man sich schon auf die steigenden Kursgewinne des kommenden
Bullen freuen kann?
27 BÖRSE am Sonntag · 10/19
Fotos © bluecrayola - Shutterstock.com
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
/Shutterstock.com