AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Strategiewechsel schien unausweichlich.
Doch das Geschäft mit Inhalten und
Abonnements ist keine Verzweiflungstat.
Immerhin wächst kein anderes Segment
so schnell wie jene Dienste, zu denen
Apple Music, das Cloud-Angebot und der
AppStore zählen. 2018 legte die Sparte
um rund ein Drittel auf fast 40 Milliarden
Dollar zu. Damit macht sie inzwischen
etwa 15 Prozent des Konzernumsatzes
aus. Vom neuen Video-Streamingdienst
verspricht sich Cook weiteres Wachstum.
Daniel Ives, Technologie-Analyst beim
US-Investmentunternehmen Wedbush
spricht sogar von einem möglichen „Game
Changer“. Innerhalb von drei Jahren
könne Apple 100 Millionen neue Abonnenten
gewinnen, die mit der Zeit sieben
bis zehn Milliarden Dollar des Umsatzes
ausmachten. Tatsächlich lässt sich
das Potential schwer einschätzen – nicht
zuletzt, weil immer mehr Bewerber im
Showbusiness mitmischen. So auch Hulu
und HBO now, oder Sky im deutschen
Markt. Warner Media und Disney wollen
noch in diesem Jahr an den Start gehen
– Unternehmen, die wahrlich keine Fliegengewichte sind und
auch für Apple ernstzunehmende Konkurrenz darstellen. „Allerdings
gehen wir davon aus, dass die Konsumenten dazu übergehen
werden, mehrere Streamingdienste gleichzeitig zu abonnieren
und dafür lieber auf ihr Kabelpaket verzichten.“ Deshalb
sei Potential für Wachstum vorhanden, erklärt Analyst Schwarz.
Experten sind nicht einig über die künftige Entwicklung des Aktienkurses.
Weil das neue Angebot des iPhone-Konzerns mehr in
die Breite als in die Tiefe gehe, belässt JP Morgan die Einstufung
auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 228 Dollar. Goldman
Sachs wiederrum belässt die Einschätzung bei „Neutral“ mit
einem Kursziel von 140 Dollar. Analyst Rod Hall bemängelt
vor allem fehlende Preisinformationen zum neuen Angebot. Im
Durchschnitt rechnen die Analysten mit einem Kursziel in Höhe
von 197 Dollar, was einem Anstieg von rund 7 Dollar zum aktuellen
NASDAQ-Kurs der Apple-Aktie von 190 Dollar gleichkommt.
Ein 6-Monats-Rating-Trend weist auf Buy hin.
Anleger reagieren bislang wenig euphorisch auf den Strategiewandel.
Investoren sind vor allem angesichts der wenigen Details
zu den neuen Plänen enttäuscht: „In den USA ist der Streamingmarkt
bereits gesättigt und es herrscht eine gewisse Konsummüdigkeit“,
meint Analyst Colin Gillis von der Beratungsfirma
Chatham Road Partners. Dass Apple auf mehr Originalinhalte
als Netflix und Amazon bei ihren jeweiligen Markteinführungen
komme, spiele da nur eine untergeordnete Rolle. Dabei
20 BÖRSE am Sonntag · 14/19