AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
ausgesprochen starken Aufschwungsjahr
2017 zu verstehen. Darüber hinaus ist sie
aber auch Folge der hohen wirtschaftspolitischen
Risiken. Denn nach wie vor ist
unklar, wie es mit den Handelsstreitigkeiten
zwischen den USA auf der einen
und China bzw. der Europäischen Union
(EU) auf der anderen Seite weitergeht. In
Europa kommt als zweite Unsicherheit der
Austritt Großbritanniens aus der Europäischen
Union hinzu. Es ist unklar, ob dieser
vertraglich geregelt oder ungeregelt erfolgt
oder – ob und wenn, für wie lange – er verschoben
29 BÖRSE am Sonntag · 14/19
wird.
Gegenwind
Gegenwind für die internationale Konjunktur
kam zudem von der amerikanischen
Geldpolitik. Die US-Notenbank hat
ihren Leitzins im Jahr 2018 um insgesamt
einen Prozentpunkt auf 2,25–2,5% erhöht,
und in der Folge verschlechterten sich
die Finanzierungsbedingungen in vielen
Schwellenländern zeitweise deutlich. Dazu kamen als dämpfende
Sondereffekte im dritten Quartal 2018 Naturkatastrophen in Japan
sowie ein vielerorts schwacher Kfz-Absatz, der zum Teil auf
Schwierigkeiten bei der Umstellung auf ein neues Abgasprüfsystem
in der EU und in anderen Ländern zurückgeht.
Verarbeitenden Gewerbe
Nicht nur im Automobilsektor, sondern generell im Verarbeitenden
Gewerbe hat sich die Konjunktur stark abgekühlt. Dabei mag eine
Rolle spielen, dass Zölle oder Risiken von Zollerhöhungen in der
Regel den Handel mit Waren betreffen, nicht aber den mit Dienstleistungen.
Jedenfalls hat sich die Stimmung in den Unternehmen
des Verarbeitenden Gewerbes in nahezu allen Ländern deutlich
stärker verschlechtert als bei den Dienstleistern, und die Weltindustrieproduktion
hat deutlicher als die Gesamtwirtschaft an Schwung
verloren. Nicht zuletzt, weil die Dienstleistungskonjunktur nach wie
vor intakt ist, wurde die Beschäftigung in den meisten fortgeschrittenen
Volkswirtschaften bis zuletzt ausgeweitet, wenn auch verlangsamt,
und der Lohnanstieg hat sich bei vielfach sehr niedriger Arbeitslosigkeit
tendenziell beschleunigt. Die Verbraucherpreisinflation
ist dagegen – abgesehen von ölpreisbedingten Schwankungen – im
Allgemeinen weiter niedrig (wie im Euroraum und insbesondere in
Japan) oder moderat (wie in den USA).
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