AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Geldpolitik
Vor diesem Hintergrund hat die Geldpolitik
vielerorts auf die konjunkturelle
Abkühlung reagiert und den zuvor eingeschlagenen
Straffungskurs ausgesetzt oder
gelockert. Die US-Notenbank hat ihren
Kurswechsel im Januar 2019, die Europäische
Zentralbank (EZB) im März kommuniziert.
Die Akteure an den Finanzmärkten
hatten allerdings schon Ende des Jahres
2018 nicht mehr mit baldigen Leitzinserhöhungen
in den USA gerechnet, und die
Kapitalmarktrenditen gehen seitdem in
der Tendenz zurück. Von wieder günstigeren
Finanzierungsbedingungen profitieren
besonders Schwellenländer, die auf Zufluss
ausländischen Kapitals angewiesen sind.
Finanzpolitik
Die Finanzpolitik ist regional unterschiedlich
ausgerichtet. In den USA wirkt sie
weniger expansiv, die Impulse der Ende
2017 beschlossenen Steuerreform und der
Ausgabenprogramme laufen im Prognosezeitraum
aus. In Japan soll im Herbst 2019
die Mehrwertsteuer erhöht werden, was einen
restriktiven Impuls bedeutet. Dagegen
wechselt im Euroraum die Finanzpolitik in diesem Jahr von einer
in etwa neutralen zu einer leicht expansiven Ausrichtung, vor allem
aufgrund der Maßnahmen in Deutschland und Italien. Schließlich
hat die chinesische Regierung kräftige Steuersenkungen für Konsumenten
und Unternehmen beschlossen, um die Konjunktur zu
stabilisieren.
Wirtschaftspolitik
Von der Wirtschaftspolitik gehen im Prognosezeitraum also gegenläufige
Impulse aus: Einerseits stützen Geld und Finanzpolitik
die internationale Konjunktur. Andererseits belastet die hohe
Unsicherheit über den Fortgang der Handelsstreitigkeiten und
den EU-Austritt Großbritanniens weiterhin die Weltwirtschaft.
So zeichnen Frühindikatoren kein klares Bild von der internationalen
Konjunktur im ersten Halbjahr 2019: Die Stimmung in
der Industrie ist bis zuletzt gesunken, ebenso wie die Auftragseingänge.
Zudem dürfte die US-Produktion im ersten Quartal
von der Haushaltssperre im Januar und großer Kälte im Februar
deutlich gedämpft worden sein. Allerdings deuten andere Indikatoren
auch darauf hin, dass der Tiefpunkt der Konjunktur bereits
erreicht sein könnte: Aktienkurse sowie die Preise für viele Industrierohstoffe
sind zu Jahresanfang wieder gestiegen, und Risikoprämien
– gemessen an der Renditedifferenz zwischen ansonsten
vergleichbaren Anleihen unterschiedlich riskanter Emittenten –
sind gesunken. Zudem ist das Konsumentenvertrauen in den fortgeschrittenen
Volkswirtschaften im Allgemeinen weiterhin hoch.
Für eine im weiteren Verlauf dieses Jahres wieder etwas stärkere
30 BÖRSE am Sonntag · 14/19