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Gastbeitrag
Dividende ist nicht alles:
Worauf Anleger achten sollten
Die Dividendensaison 2019 ist eingeläutet und Aktienanleger reiben sich
angesichts rekordverdächtiger Ausschüttungen die Hände. In diesem
Jahr werden voraussichtlich alle 30 DAX-Konzerne ihre Wertpapierbesitzer
mit saftigen Gewinnanteilen belohnen. Zweifelsohne ein Segen
für Investoren, besonders in Zeiten von Niedrigstzinsen und nach äußerst
mauen Kursgewinnen in 2018. Bei aller Verzückung dürfen Anleger
jedoch nicht vergessen, dass hohe Dividenden nicht zwangsläufig ein
Garant für langfristige, stabile Renditen sind. Torsten Reidel, Geschäftsführer
von Grüner Fisher Investments, erklärt, welche Faktoren Anleger
bei der Aktienwahl stets mitberücksichtigen sollten.
Wie jedes Jahr ist der Dividendenkalender
zwischen April und Juni prall gefüllt. Im
Gegensatz zum Rest der Welt, in dem Gewinnanteile
meist halbjährlich oder quartalsweise
ausgeschüttet werden, geschieht
dies bei den größten deutschen börsennotierten
Unternehmen in der Regel einmal
jährlich. Entsprechend heiß ersehnt sind
die Hauptversammlungen der jeweiligen
Konzerne, denn in der Regel klingelt es
bereits am Folgetag, also „ex dividende“,
in den Geldbeuteln der Anleger. Wer
DAX-Anteile besitzt, darf dieses Jahr besonders
jubeln: Mehr als 36 Milliarden
Euro werden in Summe ausgezahlt, 21
der im Index vertretenen Unternehmen
steigern die Höhe ihrer Ausschüttungen
sogar.
Insgesamt messen viele Investoren der Dividende
jedoch einen zu hohen Wert bei.
Dividendenzahlungen entwickeln sich
zwar relativ robust, sind jedoch niemals
garantiert und können durchaus auch nach unten angepasst oder
ausgesetzt werden – so geschehen beispielsweise im Falle RWE.
Während der Energieversorger für das Geschäftsjahr 2014 noch
eine Dividende von einem Euro pro Wertpapier auszahlte, gingen
Stammaktionäre in den zwei Folgejahren aufgrund roter Geschäftszahlen
gänzlich leer aus. Zwar erholen sich die Unternehmen
und mit Ihnen die Dividende meist, wie auch im Beispiel
RWE, doch ist von einer hohen Ausschüttungsquote nicht automatisch
auf langfristig robuste Erträge zu schließen. Sicherheitsorientierte
Anleger sollten dementsprechend Vorsicht gegenüber
reinen Dividendenstrategien walten lassen.
Besser ist, dividendenstarke Unternehmen genau unter die Lupe
zu nehmen. Hierbei können Investoren sich an ein paar grundlegenden
Leitfragen orientieren. Elementar ist unter anderem das
Thema Nachhaltigkeit: Wird die Dividende lediglich gezahlt, um
auf kurze Sicht Investoren anzulocken oder verfolgt das Unternehmen
eine langfristig orientierte Dividendenstrategie? Gerade
außerordentlich hohe Auszahlungen sind häufig ein Zeichen dafür,
dass diese nicht auf lange Sicht gehalten werden können.
Daneben ist die Frage nach der Dividendenfinanzierung relevant:
Speisen die Ausschüttungen sich aus tatsächlichen Gewinnen
oder aus der Substanz eines Unternehmens? Handelt es sich um
50 BÖRSE am Sonntag · 14/19
Torsten Reidel
Geschäftsführer von
Grüner Fisher Investments