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Erdöl profitiert
von strengeren
Umweltschutzbestimmungen
Eine der wohl weitreichendsten Veränderungen in der Geschichte des globalen Ölmarktes
findet derzeit noch fast unbemerkt von der Öffentlichkeit statt. Bisher haben sich
nur wenige Analysten zu diesem Thema geäußert - verständlich, denn das Tagesgeschäft
ist ja durchaus nicht arm an berichtenswertem zum Thema. Dennoch lohnt ein weiter
Vorausblick.
Erkundigt man sich in Analystenkreisen
nach den Ursachen für den beeindruckenden
Preisanstieg bei Rohöl seit den
Tiefs der Weihnachtszeit des vergangenen
Jahres, so hört man meist von den
üblichen Verdächtigen: OPEC, Russland,
Venezuela, Iran, China. Ein weiterer,
vielleicht sogar der entscheidende, Preistreiber
kommt allerdings aus einem ganz
anderen Bereich, der im Zusammenhang
mit Erdöl bisher noch gar nicht in Erscheinung
getreten ist: es geht um die
internationale Handelsmarine.
Am 01. Januar 2020 wird die Internationale
Seeschifffahrts-Organisation (International
Maritime Organization, IMO),
welche die Umweltschutzauflagen für die
Seeschifffahrt regelt, neue Regularien in
Kraft setzen, die helfen sollen, Emissionen
von umweltschädlichen Abgasen
drastisch zu reduzieren. Die vielfach mit
Schweröl befeuerten Antriebe der großen
Containerschiffe tragen einen signifikanten
Teil zur Luftverschmutzung bei. Die
Betreiber dieser Schiffe werden zukünftig
entweder massive technische Änderungen
vornehmen oder andere Kraftstoffe
verwenden müssen.
Ölproduzenten sehen diese Entwicklung,
zumindest aus wirtschaftlichen Gründen,
durchaus mit Sorge, gehen sie doch
davon aus, dass sowohl die Energie– als
auch Schiffsindustrie auf diese Veränderung
nur unzureichend vorbereitet ist.
Immerhin werden unter den neuen Regularien
alle Schiffe gesperrt, die Kraftstoffe
mit mehr als 0,5% Schwefelanteil
verwenden, beziehungsweise ihre Abgase
nicht direkt an Bord entsprechend reinigen
können. Man bedenke, derzeit liegt
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