an. Moderat steigende Preise wirken wie
ein Schmiermittel für die Wirtschaft.
Zudem muss die Geldpolitik unvermeidbaren
Ungenauigkeiten bei der Inflationsmessung
vorbeugen. Wenn die Statistikämter
die tatsächliche Inflation mit dem
von ihnen verwendeten Warenkorb nicht
präzise erfassen, könnten die tatsächlichen
Preise bereits im deflationären Bereich liegen,
obwohl die offiziell ermittelte Inflationsrate
noch Preisstabilität signalisiert.
Um dies zu verhindern, hat die EZB mit
ihrem leicht positiven Inflationsziel einen
Sicherheitsabstand zur Null-Linie eingebaut.
Schließlich ist eine Inflationsrate
von null Prozent als Zielwert für die EZB
ungeeignet, weil sich das Inflationsziel auf
den Durchschnitt der Eurozone bezieht.
Eine durchschnittliche Inflationsrate von
null Prozent impliziert aber, dass in einigen
Euro-Teilnehmerländern die Preise
steigen, während sie in anderen Ländern
sinken. Bei einem Zielwert von null Prozent
wären also immer einige Länder der
Gefahr einer sich verfestigenden Deflation
ausgesetzt.
Ist das EZB-Inflationsziel zu hoch?
Aus den genannten Gründen ist weitgehend
unstrittig, dass Zentralbanken ein
positives Inf lationsziel haben müssen.
Gleichwohl ist damit noch nicht gesagt,
wie hoch genau das Inflationsziel liegen
sollte. Das EZB-Ziel von „unter, aber
nahe zwei Prozent“ ist nur eine von mehreren
Möglichkeiten. Die Inflationsrate
in der Eurozone, aber auch in anderen
Ländern, verharrt trotz äußerst expansiver
Geldpolitik hartnäckig auf niedrigem
Niveau. Möglicherweise gibt es also
strukturelle Gründe, die höhere Inf lationsraten
verhindern und die sich dem
Zugriff der Zentralbanken weitgehend
entziehen. Seit langem gelten die Globalisierung
und damit die Integration von
37 BÖRSE am Sonntag · 22/19
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