AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Das Imperium
schlägt zurück…
…und prügelt zwar den Esel, meint aber den Herrn. Nachdem US-Präsident Donald Trump
seit 2018 gegen Huawei vorgeht, verliert man in Peking nun seinerseits die Geduld. Und droht
den USA mit einer Einschränkung der Lieferung von sogenannten Seltenen Erden. Das sind
spezielle Metalle, die zum Beispiel in Smartphones und anderen elektronischen Komponenten
verbaut werden. Und zwar gar nicht so selten sind, aber eben nicht überall zu vertretbaren
Kosten abgebaut werden können.
China hat damit sicherlich ein Druckmittel,
aber ob Druck etwas bewirkt,
ist fraglich. Denn dem nachzugeben,
wo es sinnvoll erscheint, wäre eine rationale
Entscheidung. Hätte Donald
Trump viel für Rationalität oder Pläne
mit mehr als ein oder zwei Denkvorgängen
übrig, dann wäre es zu dem ganzen
Handelskrieg schon gar nicht gekommen.
Ohne Gesichtsverlust kann er nun
beispielsweise Huawei nicht mehr von
seiner schwarzen Liste nehmen – gegen
die der chinesische Konzern in den USA
allerdings vor Gericht zieht. Unterdessen
will China eine eigene Liste mit „unzuverlässigen“
Unternehmen aufstellen
– welche das sein sollen, ist unbekannt
und womöglich weniger wichtig, denn
die amerikanischen Firmen, die nennenswert
in China tätig werden wollen
wie bereits Google, Amazon oder Ebay
und auch Facebook, müssen bereits jetzt
ihr Geschäftsmodell den Wünschen der
chinesischen Staats- und Parteiführung
anpassen, werden ansonsten behindert
oder geben gleich ganz auf.
Angesichts der Verflechtung der Weltwirtschaft
zeigt sich das ganze Ausmaß
der Handelskonflikte erst nach und nach
wie Domino in Zeitlupe. Google will
nicht mehr mit Huawei arbeiten; Apple
produziert in China und wird womöglich
auf Pekings schwarzer Liste auftauchen.
Deutsche Chiphersteller wie Infineon
oder Kameralieferanten wie Leica arbeiten
für fast alle der Genannten und
werden als unbeteiligte Dritte von der
Wucht der Auseinandersetzung getroffen.
Die Autohersteller sind sowieso immer
vorn dabei: Die kleineren und wendigen
Zulieferer haben schon vor Jahren
auf die ersten Manöver der Trump-Zollvorhaben
reagiert und Werke in den USA
erweitert oder neu gebaut. Die Großen
wie VW und Daimler tun gerade genau
das – und könnten mit ihrem Konter
gegen den amerikanischen Protektionismus
genau wieder falsch gelegen haben,
wenn sie nämlich ihre Produkte aus
den USA nach China verschiffen wollen.
Dort wartet die Zollbehörde dann
nur schon. In umgekehrter Richtung
04 BÖRSE am Sonntag · 22/19