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Grünes Kapital: wie
nachhaltige Investments
massentauglich werden
Die Zeichen stehen auf grün: Nach dem Triumph der Grünen bei der Europawahl hat nicht
nur die politische Landschaft in Europa einen neuen farblichen Anstrich bekommen. Vielmehr
scheint sich das ökologische Bewusstsein auch in der breiten Bevölkerung durchzusetzen.
Wie kommt dieser Trend in der Kapitalanlage an? Eine Analyse.
Nachhaltige Geldanlagen boomen. Mit
einer Summe von 133,5 Milliarden hat
die Summe der nachhaltigen Investments
und Mandate in Deutschland 2018 ihren
höchsten Wert seit Beginn der Markterhebung
durch das „Forum Nachhaltige
Geldanlagen“ erreicht. Zum Vergleich:
Noch 2005 betrug der Anteil mit rund
fünf Milliarden Euro nur einen Bruchteil
dessen. Dabei lässt sich mit nachhaltigen
Fonds eine gute Rendite erzielen – wie
etwa der Publikumsfonds „FOS Rendite
und Nachhaltigkeit“ der Deutsche Oppenheim
zeigt: Der Fonds feiert bereits
im September sein zehnjähriges Jubiläum
und weist eine Wertentwicklung von rund
33 Prozent auf.
Dennoch darf die Erhebung des Forums
nicht darüber hinwegtäuschen,
dass bislang hauptsächlich institutionelle
Investoren für die Rekordsumme verantwortlich sind; private
Anleger waren im vergangenen Jahr hingegen nur an sieben Prozent
der nachhaltigen Fonds und Mandate beteiligt. Doch woran
liegt es, dass viele Privatanleger noch immer zögerlich in grünes
Kapital investieren?
Die Gründe für diese verhaltene Investitionsbereitschaft sind
vielseitig. So ist etwa der Begriff „nachhaltig“ im Zusammenhang
mit Geldanlagen noch immer nicht eindeutig definiert.
Und auch, welche Unternehmen wirklich ESG-konform (environmental,
social, governance) sind, ist unklar.
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, Nachhaltigkeitskriterien
in die Kapitalanlage zu integrieren: Während einige Branchen
per se als K.O.-Kriterien für nachhaltige Geldanlagen gelten
(Glücksspiel, Alkohol, Tabak etc.), basieren beispielsweise die
wert- oder normbasierten Regelungen im Rahmen des „UNGlobal
Compact“ und der „UN-Konvention gegen Korruption“
auf nochmals engmaschigeren Auswahlkriterien. Darüber hinaus
setzen Ratingagenturen umfangreiche Rankings ein, nach
denen die Unternehmen anhand ihrer ökologischen, sozialen und
30 BÖRSE am Sonntag · 27/19
Doris Märzluft
Portfoliomanagerin
Deutsche Oppenheim
Family Office AG