weitere Aufschiebung der Lösung des eigentlichen
Problems ist, erwarten wir von
diesem relativ gutartigen Ergebnis, dass
die Fed ihre Politik lockert und höchstwahrscheinlich
die Zinssätze im September
und Dezember senken wird, um die
bisherige Verschärfung der Finanzbedingungen
auszugleichen. Tatsächlich wirkt
sich der Handelskrieg nicht nur auf die
Exporte und Importe von Gütern und
deren Preise oder auf die Inflation aus,
welche die Kaufkraft der Haushalte und
die Margen der Unternehmen schwächt.
In erster Linie schmälert er das Vertrauen
und sorgt für aufgeschobene Investitionen.
Eine Eskalation der Zölle könnte
ausbleiben, auch ohne dass China und die
USA sich auf ein umfassendes Abkommen
einigen. Es wird vermutlich weitere
Verhandlungskämpfe und aufflammende
Konflikte geben. Vor allem, da das USPräsidentschaftsrennen
2020 nun ernsthaft
beginnt und damit das globale Vertrauen
untergraben werden kann.
Sollten Anleger den „sicheren Hafen“ Gold
ansteuern? Zuletzt stieg der Preis für das Edelmetall
auf ein Sechs-Jahres-Hoch.
Gold hat sich im Laufe der Geschichte zweifellos als strategischer
Portfoliodiversifikator erwiesen. Auch die die jüngsten
Trends deuten auf eine stärkere technische Basis für das Metall
hin. Dafür sprechen die starken Käufe der Zentralbank, die voraussichtlich
rund 100 Tonnen höher als im Vorjahr liegen werden
und die aktuell vorherrschenden niedrigeren Anleiherenditen.
Ein noch unklarer Bestandteil im aktuellen Rallye-Risiko
ist, dass Tail-Risk-Absicherungen wie Gold stark nachgefragt
wurden. Dies könnte zum einen als Zeichen gedeutet werden,
dass Anleger im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld einer wenig
breit angelegte Investitionsstrategie verfolgen möchten. Es kann
aber auch als Signal tiefergreifender Bedenken gewertet werden
und etwa einen allgemeinen Vertrauensverlust in Papiergeld
und das Scheitern der Geldpolitik widerspiegeln. Der taktische
Ausblick für Gold erscheint weitgehend binär. Ausgehend von
unserem Basisszenario für die Weltwirtschaft erwarten wir eine
Verlangsamung der von "Angst" getriebenen Nachfrage nach
Gold, welches auf diesem Niveau ein begrenztes taktisches
Aufwärtspotenzial für Gold darstellt. Demgegenüber könnte
sich möglicherweise auch eine Wiederholung der Risk-Off-Episode
von 2016 ergeben, als die börsengehandelten Goldfonds
43 BÖRSE am Sonntag · 27/19
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AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Laurent Clavel
Head of AXA IM
Research
/www.axa-im.com