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Feiert Gold
sein Comeback als sicherer Hafen?
Die Angst vor Strafzöllen und kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten haben
den Goldpreis zuletzt deutlich beflügelt. Der langfristige Widerstandsbereich könnte damit
zu einer stabilen Unterstützungszone werden.
60 BÖRSE am Sonntag · 27/19
Gastbeitrag
Mehr als fünf Jahre pendelte der Goldpreis
zwischen 1.050 und 1. 4400 USDollar
hin und her. Immer wieder hat
sich dabei die obere Begrenzung dieser
Spanne als hartnäckiger Widerstand erwiesen.
Mit schwungvollem Anlauf und
einem zweistufigen Anstieg um über zehn
Prozent in nur fünf Wochen ist ihm vor
einigen Tagen nun endlich der Durchbruch
durch die langfristige Widerstandszone
zwischen 1.350 und 1.370 Dollar gelungen
(siehe Chart), womit er gleichzeitig
den höchsten Stand seit annähernd sechs
Jahren markiert hat.
Widerstand nachhaltig
genommen?
Katalysator gesucht
und gefunden
Zurückzuführen sind die durchaus beachtlichen
Zugewinne in erster Linie
auf die Eskalation der verschiedenen
globalen wirtschaftlichen und politischen
Auseinandersetzungen. Dabei ist
zunächst der Handelskonflikt zwischen
China und den USA zu nennen. So
hatte Donald Trump nur wenige Tage
vor dem zweiten Preisschub mit weiteren
Strafzöllen gedroht, die gleich nach
dem G20-Gipfel am 28. und 29. Juni in
Japan in Kraft treten würden, sollte es
dort zu keiner Einigung kommen. Damit
wäre dann praktisch der gesamte Handel
zwischen beiden Ländern betroffen.
Stimmen aus chinesischen Regierungskreisen
haben für diesen Fall mit einer
scharfen Antwort gedroht. Ein „größeres
Treffen“ zwischen dem amerikanischen
Präsidenten und seinem chinesischen
Counterpart Xi Jinping in Osaka hat
Trump zumindest angekündigt. Viele
Marktbeobachter sehen das Zusammenkommen
dort als vorerst letzte Chance
an, das Zünden weiterer Eskalationsstufen
zu verhindern.
Den letztendlichen Ausschlag haben
aber die militärischen Auseinandersetzungen
im Nahen Osten gegeben. Nach
den Tankerangriffen in der Straße von
Hormus, dem Abschuss einer amerikanischen
Drohne und in letzter Sekunde
abgebrochenen Vergeltungsmaßnahmen
ist die Situation zwischen dem Iran und
den USA inzwischen so angespannt, dass
schon ein kleiner Funken das Pulverfass
zum Explodieren bringen kann. Zwar
beteuern die beteiligten Staaten, keinen
Krieg zu wollen, es gibt in der Region
aber diverse Akteure, die genau daran
Interesse haben. Dies hätte unweigerlich
einen weiteren Goldpreisanstieg zur
Folge und das gelbe Edelmetall würde
wohl verstärkt wieder in die Rolle des
sicheren Hafens schlüpfen.
Carlo Alberto
De Casa
Chefanalyst bei
ActivTrades
/ActivTrades_2019-07-07