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67 BÖRSE am Sonntag · 27/19
Foto © Ai Weiwei - Sunflower Seeds 2010 detail
ist eine Mahnung an die Katastrophe und
den Verdacht, dass Verantwortungslosigkeit,
Schlamperei und Korruption Gründe
für den Einsturz der Schulgebäude gewesen
seien. Der in Peking geborene Konzept-
Künstler zeigt das durch Mittelmänner
geborgene Material in geöffneten Transportkisten,
deren Anordnung dem Verlauf
einer seismographischen Linie folgt und
die Assoziation offenstehender Särge auslöst.
Die Wände bedecken die Namen der
Schüler, die während des Erdbebens ums
Leben kamen.
In der benachbarten Ausstellungshalle präsentiert
Ai Weiwei das Kunstwerk „Sunflower
Seeds“ – ein Meer aus über 60 Millionen
handgefertigten und individuell
bemalten Sonnenblumenkernen. Das chinesische
Porzellan wurde von 1.600 Kunsthandwerkinnen
und -handwerkern in
Jingdezehn, einer traditionsreichen Produktionsstätte
für Porzellan, in einem Zeitraum
von zweieinhalb Jahren hergestellt.
Auf rund 650 qm spielt das Werk mit dem
Gegensatz von Einzelelement und Gesamtform,
von Individuum und Masse. Auch
eine politische Interpretation liegt nahe,
weil Mao Zedong, ehemaliger Vorsitzende
der Kommunistischen Partei Chinas, in der
Propaganda des Staats als Sonne dargestellt
wurde. Die Bevölkerung sollte sich nach
dem Diktator ausrichten, wie es die Sonnenblume
nach der Sonne tut. Immer wieder
verweist Ai Weiwei auf Vorstellungen individueller
Freiheit in politischen Systemen.
So auch mit Arbeiten, die im K21 ausgestellt
werden. Dieser Teil der Werkschau zeigt
Kunstwerke aus den letzten fünf Jahren, die
vor allem das Schicksaal von Geflüchteten
thematisieren, und spannt einen Bogen von
Ai Weiweis frühesten künstlerischen Schritten
über seine Zeit in New York (1983-1993)
bis hin zu seiner Verhaftung 2011 und der
darauf folgenden Überwachung. Nachdem
der Künstler 81 Tage in Haft verbrachte,
verlangte der chinesische Staat von seiner
Firma die umgehende Begleichung einer
angeblichen Steuerschuld von umgerechnet
1,7 Millionen Euro. Mithilfe privater