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69 BÖRSE am Sonntag · 27/19
Foto © Ai Weiwei - Achim Kukulies
den Volkswagen-Konzern dafür, dass er
dauerhaft bestrebt sei, seine Marktanteile
in China zu vergrößern, gleichzeitig aber
die prekäre Menschenrechtslage in der
Volksrepublik ignoriere. Ai Weiwei selbst
befindet sich derzeit mit dem Wolfsburger
Autobauer aber deshalb im Rechtsstreit,
weil Volkwagen auf vermeintliche Urheberrechtsverletzungen
im Zusammenhang
mit einer Werbung im Vordergrund eines
Kunstwerkes Ai Weiweis lediglich in „arroganten
Gesten geübt, um die eigene
Schuld zu trivialisieren und die ganze Sache
herunterzuspielen“, so der Künstler.
Bei dem Kunstwerk namens „Soleil Levant“,
das auf ein Gemälde gleichen Namens
des französischen Impressionisten
Claude Monet anspielt, handelt es sich
um eine Installation aus 3500 Schwimmwesten,
die an der Fassade von Kopenhagens
Kunsthalle Charlottenburg angebracht
wurden. Mit dieser Aktion wollte
der Künstler auf die Flüchtlingsproblematik,
die sich thematisch durch eine
Vielzahl seiner Arbeiten zieht, verweisen.
Weil Volkwagen Ai Weiwei offenbar weder
fragte, ob das Werk in der Werbung
gezeigt werden darf, noch den Namen des
Urhebers nannte, hat sich Ai Weiwei zur
Klage entschlossen, über die nun in Dänemark
verhandelt wird – Ausgang offen.
Kritiker werfen Ai Weiwei vor, er würde
sich mit Teilen seiner Werke an der
Grenze zum Peinlichen, als Märtyrer, inszenieren
und mit seiner Person zu viel
Aufmerksamkeit absorbieren, wodurch
die eigentliche Intention der Arbeiten
verloren gehe. Auch die sechs minimalistischen
Eisenkisten, dessen Innenleben
den durch Menschenrechtsverletzungen
und Unterdrückung gekennzeichneten
Haft-Aufenthalt des Künstlers dokumentieren,
rücken die Person Ai Weiwei
in den Mittelpunkt der Betrachtung.
Tatsächlich bewegt sich der Künstler
damit nicht an einer Grenze peinlicher
Selbstdarstellung, sondern bleibt seiner
künstlerischen Linie treu: Der Einzelne
im Kontext der Gesellschaft. FS