AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Investoren, die mit einer typischen Sommerflaute
im August gerechnet hatten,
wurden enttäuscht. Donald Trump machte
ihnen einen Strich durch die Rechnung.
Nachdem die US-Notenbank (Fed) auf ihrer
Sitzung Ende Juli nur eine kleine Zinssenkung
vorgenommen hatte und weitere
Zinssenkungshoffnungen dämpfte, legte
der US-Präsident sofort im Handelskrieg
mit China nach. Dabei geht es nicht nur um
neue Strafzölle. Mittlerweile steht sogar im
Raum, US-Firmen ihre Geschäftsbeziehungen
nach China per Gesetz zu verbieten. Ob
dieses Mittel tatsächlich eingesetzt werden
kann und wird, ist zwar mit vielen Fragezeichen
versehen. Allein diese Möglichkeit
ins Spiel zu bringen sowie die Eskalation
im Handelskrieg zeugen aber davon, dass
die „Währungshüter“ mit aller Macht dazu
bewegt werden sollen, doch noch stärker an
der Zinsschraube zu drehen. Eine weitere
Senkung auf den nächsten Fed-Sitzung im
September steht für den Markt inzwischen
fest. Die aktuelle Gemengelage lässt somit
aus Rezessionssorgen und Zinssenkungshoffnungen
umreißen. Am Aktienmarkt
waren die Investoren daher zuletzt hin und
hergerissen. Je nach Nachrichtenlage gab es
ein relativ hektisches Auf und Ab. Der S&P
500 bewegte sich dabei in der Spanne der
charttechnischen Marken von etwa 2.815
und 2.940 Punkten. Die spannende Frage
ist, wann und in welche Richtung sie aufgelöst
wird.
In dem immer härter geführten Handels
und Wirtschaftskrieg USA vs. China
könnte man Deutschland als Kollateralschaden
bezeichnen. Die negativen Auswirkungen
der Streitigkeiten zwischen den
beiden größten Wirtschaftsmächten bzw.
die damit verbundene Unsicherheit ist hierzulande
immer deutlicher zu spüren. „Die
Sorgenfalten der deutschen Wirtschaft
werden immer tiefer“, betonte das ifo Institut
bei Vorlage des jüngsten ifo Geschäftsklimaindex,
der im August erneut gesunken
war. Er verzeichnete dabei nicht nur
den fünften Rückgang in Folge. Der viel
beachtete Frühindikator hatte zudem das
niedrigste Niveau seit 2012 erreicht. Laut
ifo Institut verdichten sich damit die Anzeichen
für eine Rezession. Nachdem das
deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im
ersten Quartal noch um 0,4 % gewachsen
war, berechneten die Statistiker für
das zweite Jahresviertel einen Rückgang
von 0,1 %. Vor allem der schwache Außenhandel
bremste. Die verschlechterten
konjunkturellen Perspektiven waren im
August auch am deutschen Aktienmarkt zu
spüren. Zwar konnte sich der DAX von seinem
Tief bei 11.266 Punkten erholen, die
Monatsbilanz ist aber negativ. Innerhalb
der deutschen Branchen auffällig ist die
Schwäche der Technologie-, Banken- und
Automobilwerte. Zweistellige Verluste verzeichneten
unter anderem Continental, Infineon
Technologies, BMW und Daimler.
Trump vs.
China vs. Fed
Kollateralschaden
Deutschland
USA
Unsicherheit
belastet
Wachsende politische Unsicherheiten sowie
zunehmende Konjunktursorgen haben
im August die europäischen Aktienmärkte
belastet. Die Investoren sind vorsichtiger geworden.
Das zeigt sich auch am VSTOXX.
Der Volatilitätsindex des EURO STOXX
50 war deutlich gestiegen. In der Spitze erreichte
er ein Niveau wie zuletzt zum Korrekturtief
Ende Dezember. Der Anstieg des
VSTOXX impliziert damit einen deutlich
gestiegenen Absicherungsbedarf am Terminmarkt.
Der EURO STOXX 50 selbst
war im August um fast 3 % gefallen. Beim
STOXX Europe 600, der neben Aktien aus
den Euro-Ländern auch Werte aus Norwegen,
Schweden, Großbritannien und der
Schweiz enthält, lag das Minus bei 3,6 %.
Hier ein belastender Faktor waren die britischen
Aktien. Sie standen im August wegen
der wieder gestiegenen Brexit-Unsicherheit
überproportional unter Druck. Boris Johnson,
der seit ein paar Wochen neuer Premierminister
Großbritanniens ist, will notfalls
auch ohne Austrittsvertrag die EU verlassen.
Als Stichtag steht der 31. Oktober im
Raum. Wie ernst es ihm damit ist, davon
zeugt die jüngst verordnete Zwangspause
des Parlaments. Damit erhöht er den Druck
auf die EU, im Vertragsstreit einen Kompromiss
zu finden. Seitens der europäischen
Branchen auffällig im August ist die Schwäche
im Bereich Basismaterialien. Gegen den
schwachen Gesamtmarkttrend stemmten
sich die Versorger.
S&P 500 Stand 29.08.2019 DAX Stand 29.08.2019 VSTOXX-Future Stand 29.08.2019
06 BÖRSE am Sonntag · 35/19
Märkte im Überblick
DEUTSCHLAND EUROPA