AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Märkte im Überblick
USA DEUTSCHLAND EUROPA
Positive Entwicklung
trotz anhaltender Sorgen
BÖRSE 10 am Sonntag · III | 2019
Rezessionsrisiko
aktuell 38 Prozent
Seit Monaten verlangt US-Präsident Donald
Trump umfassende Zinssenkungen von der
US-Notenbank (Fed). Angesichts des sich
abzeichnenden schwächeren Wirtschaftswachstums
forderte er sogar Leitzinsen, die
auf null oder sogar darunter gedrückt werden
müssten. Um die Fed zum Handeln
zu bewegen, scheint ihm jedes Mittel recht
zu sein. Dafür spricht seine im August erfolgte
Verschärfung im Handelskrieg mit
China. Die daraus resultierende Unsicherheit
bezüglich der weiteren wirtschaftlichen
Entwicklung in den USA, aber auch die
Schwäche des globalen Wachstums haben
die Fed dazu bewegt, im September erneut
an der Zinsschraube zu drehen. Wie schon
im Juli wurde der wichtigste US-Leitzins, die
Fed Funds Rate, erneut um 25 Basispunkte
gesenkt. Damit liegt die Zielspanne nun bei
1,75 bis 2,00 38 Prozent. Weitere konkrete
Zinssenkungen stellte die Zentralbank nicht
in Aussicht. Fed-Chef Jerome Powell betonte
jedoch erneut die Risiken, die aus den Handelskonflikten
resultieren, sowie die Bereitschaft,
wenn nötig, die Geldpolitik noch
weiter zu lockern. Sollten die Rezessionssorgen
somit zunehmen, werden die Märkte
weitere Zinssenkungen erwarten. Die Wahrscheinlichkeit
einer Rezession in den USA in
zwölf Monaten liegt laut der regionalen Notenbank
von New York aktuell bei etwa 38
Prozent, wobei als Grundlage die Spreads an
den US-Anleihemärkten dienen.
Die Erwartungen bezüglich der weiteren
konjunkturellen Entwicklung in Deutschland
haben sich in den vergangenen Wochen
nicht verbessert. Zu den belastenden Faktoren
gehören vor allem die aus den Handelskonflikten
sowie dem Brexit resultierenden
Unsicherheiten. Das drückt insbesondere die
Investitionsstimmung. Volkswirte gehen daher
davon aus, dass sich die heimische Konjunktur
auch im dritten Quartal abgekühlt
hat. So rechnet beispielsweise das Kieler Institut
für Weltwirtschaft (IfW) mit einem
Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts
(BIP) von 0,3 Prozent. Im Gesamtjahr
geht der IfW von einem Wachstum von 0,4
Prozent aus. Das wäre deutlich weniger als
2018, als die größte Volkswirtschaft der Eurozone
noch ein BIP-Plus von 1,5 Prozent
erzielt hatte. Trotz des anhaltenden konjunkturellen
Pessimismus hatte sich der deutsche
Aktienmarkt in den vergangenen Wochen
positiv entwickelt. Ausgehend von ihren
Korrekturtiefs Mitte August zogen die gängigen
DAX-Indizes kräftiger an. DAX und
MDAX kletterten damit wieder in die Nähe
ihrer bisherigen 2019er-Hochs. Sie bauten
zudem ihre Jahresperformance wieder aus,
was ebenfalls auf SDAX und TecDAX zutrifft.
Der Blick auf die einzelnen Sektoren
zeigt seit Mitte August eine besonders starke
Performance bei den Banken, den Technologiewerten
sowie den Vertretern aus dem
Bereich Basisressourcen.
Höhere Strafzinsen und
Rekorde beim SMI
Im November übernimmt Christine Lagarde
das Amt vom bisherigen EZB-Chef Mario
Draghi. Der Wechsel dürfte keinen Kurswechsel
bei der Europäischen Zentralbank
(EZB) nach sich ziehen. Im Gegenteil: Die
„Währungshüter“ dürften ihren expansiven
geldpolitischen Kurs auch unter der neuen
Führung fortsetzen. In welche Richtung es
weiterhin gehen dürfte, davon zeugen die
in der Septembersitzung getroffenen Beschlüsse.
Der EZB-Rat schnürte ein umfangreiches
Paket, um die Geldpolitik noch
weiter zu lockern. Dazu wurde der Einlagezins
von -0,4 auf -0,5 Prozent geändert. Die
Geschäftsbanken müssen damit noch höhere
Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der
EZB parken. Zudem sollen ab November
neue Wertpapierkäufe umgesetzt werden.
Die neuen Maßnahmen wurden von vielen
Seiten kritisiert, sogar von einigen EZBMitgliedern.
Dazu gehört Bundesbankpräsident
Jens Weidmann. „Mit dem Beschluss,
noch mehr Staatsanleihen zu kaufen, wird
es für die EZB immer schwerer, aus dieser
Politik auszusteigen“, warnte er. „Die Nebenwirkungen
und Finanzstabilitätsrisiken
der sehr expansiven Geldpolitik nehmen zu,
je länger sie dauert.“ Die europäischen Aktienmärkte
zeigten sich seit Mitte August sehr
freundlich. Besonders stark gefragt waren
dabei norwegische Firmenpapiere. Es gab in
Europa auch neue Rekorde, und zwar beim
schweizerischen Leitindex SMI.
Rezessionswahrscheinlichkeit USA Stand 23.9.2019 DAX Stand 23.9.2019 SMI Stand 23.9.2019