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Anlageverhalten nun auf Minderrenditen
von ESG-Produkten zurückzuführen
oder liegt es doch daran, dass eine
einheitliche – zumindest europäische –
Definition für nachhaltige Investments
fehlt? Ein Blick auf die Performances realer
ESG-Indizes hilft weiter. Nehmen wir
beispielsweise Indizes der Anbieter MSCI
oder FTSE, auf denen zahlreiche ESGProdukte
basieren, fällt auf, dass sich die
Performances der ESG-Indizes und ihrer
entsprechenden Vergleichsindizes in den
meisten Fällen kaum unterscheiden. Ein
Beispiel dafür ist der ACWI-ESG-Universal
Index von MSCI: Seine annualisierte
Performance seit 2009 beträgt 8,68
Prozent, die des Vergleichsindexes 8,58
Prozent. Bei Emerging Markets zeigt sich
sogar ein schwacher Vorteil von ESGProdukten.
Auffällig ist, dass der Faktor
Governance, also das „G“ in ESG, offenbar
großen Einfluss hat. So schlägt der
World-Governance-Quality-Index von
MSCI seinen Vergleichsindex, den MSCI
World, deutlich. Während die seit 2009
annualisierte Performance beim Governance-Index 12,18 Prozent
beträgt, sind es beim MSCI World lediglich 9,83 Prozent.
Der Wermutstropfen aus Sicht der Investoren: Ausgerechnet aus
diesem renditeträchtigen ESG-Index gibt es kein Produkt für
Privatanleger. Insgesamt lässt sich festhalten, dass Renditevorteile
mit ESG-Produkten möglich sind, im Durchschnitt aber
selten eine Überperformance zeigen.
Wieso also schrecken Anleger trotz durchschnittlicher Renditemöglichkeiten
BÖRSE 45 am Sonntag · III | 2019
überdurchschnittlich häufig vor nachhaltigen
Investments zurück? Die europäische Kommission glaubt
die Antwort darauf zu kennen. So will sie neue Leitlinien für
Versicherungen, Vermögensverwalter und Banken einführen,
den Finanzmarkt für nachhaltige Investments transparenter
machen und Aufsichtsbehörden neue Befugnisse erteilen. À la
Biosiegel im Supermarkt soll das Vertrauen in nachhaltige Produkte
gesteigert werden. Bereits im Frühjahr 2018 hatte die
Kommission Vorschläge zur Umsetzung präsentiert. Die entscheidende
Frage: Unter welchen Gesichtspunkten darf eine
Investition als ökologisch nachhaltig gelten? Das Ziel müsse
es sein, so die EU-Kommission, Nachhaltigkeitskriterien in
das Risikomanagement, in Ratings und Marktanalysen zu
integrieren. Weil die Zeit in Sachen Klimawandel besonders
dränge, liege der Schwerpunkt zuerst auf ökologischen Aspekten,
weitere Umweltthemen und rein soziale Aspekte sollen
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