LEBENSART ROHSTOFFE AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN TRADING FONDS ZERTIFIKATE
Bonhams, das mit 700 Mitarbeitern das drittgrößte Auktionshaus
hinter Christie’s und Sotheby’s ist. Auf der Liste der umsatzstärksten
Auktionshäuser liegt Bonhams mit circa 170 Millionen US-Dollar auf
Platz acht. Im Hinblick auf die vier Traditionshäuser mit Hauptsitz in
London (Christie’s, Sotheby’s, Phillips und Bonhams) lässt sich die
Frage, ob die Privatisierung großer Auktionshäuser im Trend liege,
also deutlich bejahen. Doch wie sieht es mit den anderen Unternehmen
BÖRSE 60 am Sonntag · III | 2019
in den Top Ten aus?
Große Unterschiede zwischen den Top Ten
Bei den übrigen sechs umsatzstärksten Auktionshäusern handelt es
sich um Unternehmen aus China. Großer Unterschied zu den Häusern
aus Großbritannien: das Alter. Wurden Sotheby’s und Co. bereits
im 18. Jahrhundert gegründet, gibt es die Konkurrenz aus China
erst seit den Jahren um die Jahrtausendwende. China Guardian,
gegründet im Jahr 1993, ist das älteste Unternehmen unter ihnen.
Wegen ihrer langen Tradition haben sich Christie’s und Sotheby’s
über Jahrhunderte hinweg einen Namen gemacht und ein sehr großes
Netzwerk geschaffen. Das ist wohl der Grund, warum die Chinesen
zwar stolze Umsatzzahlen vorweisen können und so vielfach
unter den Top Ten zu finden sind, allerdings weit hinter den Traditionsriesen
zurückliegen. Trotzdem verbuchen sie einen großen Erfolg
im chinesischen Inland, was an ihrer meist nationalen Ausrichtung
liegt. Haben Christie’s und Sotheby’s neben dem Hauptsitz in London
Zentren auf der ganzen Welt, beispielsweise in Paris, New York,
Genf und Hongkong, beschränken sich die chinesischen Auktionshäuser
auf den asiatischen Raum und Nordamerika. Das ist auch auf
ihr Angebot zurückzuführen: Beijing Council International Auction
Co., Ltd. (Platz 6) hat sich wie viele andere auf chinesische Kunst
von modernen Ölgemälden über Antiquitäten bis hin zu Skulpturen
spezialisiert. China Guardian hingegen ist bekannt für den Verkauf
von chinesischer Kalligrafie und Tuschemalerei. Den Trend der Privatisierung
findet man hier allerdings nicht überall. Guardian
hat mit
Chen Dongsheng zwar einen privaten Eigentümer, die Beijing Poly International
Auction Co., Ltd. ist allerdings im Besitz des chinesischen
Staates, und die Beijing Counil International Auction Co., Ltd. ist ein
börsennotiertes Unternehmen.
Die größten, teuersten, kuriosesten Deals
Fest steht: So richtig das Wasser reichen kann den Vorreitern Sotheby’s
und Christie’s keiner. Die beiden liefern sich seit ihrer Gründung ein
Duell der Spitzenklasse: Wer hat den größten Gewinn, wer die teuersten
und kuriosesten Versteigerungen? Bei den kostspieligsten je
ersteigerten Werken wird wieder deutlich, dass die beiden Auktionshäuser
allein an der Spitze thronen, denn hinter diesen Werken steht
immer der Name einer der beiden Top-Auktionshäuser. Das teuerste
Gemälde der Welt, das je bei einer Auktion versteigert wurde, ging bei
Christie’s unter den Hammer: 450,3 Millionen US-Dollar zahlte der
saudische Kronprinz Mohammed bin Salman im November 2017 für
das Ölgemälde „Salvator Mundi“ („Erlöser der Welt“).
Einen weiteren Rekord kann Christie’s in
der Kategorie „teuerstes Werk eines noch
lebenden Künstlers“ verbuchen: Im Mai
2019 ersteigerte der Kunsthändler Robert
E. Mnuchin die Skulptur „Rabbit“
von Jeff Koons für 91,1 Millionen USDollar.
Mit der etwa einen Meter hohen
Edelstahlskulptur löst Koons den Rekord
des britischen Malers David Hockney
ab. Sein Gemälde „Portrait of an Artist
(Pool with two figures)“ wurde im November
vergangenen Jahres für 90,3 Millionen
US-Dollar ebenfalls bei Christie’s
versteigert.
Eine der skandalösesten Versteigerungen
kann hingegen Konkurrent Sotheby’s für
sich verbuchen: Im Oktober 2018 zerstörte
sich das Gemälde „Girl with Balloon“
des britischen Graffiti-Künstlers
Banksy medienwirksam selbst, nachdem
es für 1,04 Millionen Pfund versteigert
wurde. In seinem YouTube-Kanal erklärte
der Künstler einen Tag darauf, er
habe einen Schreddermechanismus in
den Bilderrahmen eingebaut, sodass sich
das Werk, sollte es gegen seinen Willen
ersteigert werden, selbst zerstören könne.
Diese Aktion ist Teil des Gesamtkunstwerks
Banksy, der die Kommerzialisierung
der Kunst strikt ablehnt und dagegen
rebelliert. Ironischerweise steigerte
sich der Wert des Graffitos, das jetzt den
Titel „Love is in the Bin“ trägt, um circa
50 Prozent. Auf die Frage, ob Sotheby’s
von der Aktion gewusst habe, antwortete
Banksys ehemaliger Manager Steve Lazarides:
„Ich habe mit ihm zwölf Jahre
zusammengearbeitet, die Idee, mit einer
Institution zu kooperieren, um eine Aktion
durchzuführen, läuft seiner Philosophie
komplett entgegen.“
Im Konkurrenzkampf hat das Auktionshaus
mit dem Schredderskandal durch die
Übernahme von Drahi nun gute Aussichten,
im kommenden Jahr einmal wieder
vor Erzfeind Christie’s zu landen. Eines
steht fest: Das Duell der beiden Milliardäre
wird spannend. Valerie Haberle